Menschen, die Interesse an Sprache in jedweder Form haben, vvon Sprachspielerei bis zu ensten und kritische, aber auch witzuge Bescheibungen und Interpretationen von gesellschaftlichen Beziehungen und Verwicklungen haben, die nicht nur intelligent unterhalten werden wollen, sondern auch tiefe Gefühle wertschätzen.
Auszug
VorwörterTexte fallen nicht vom Himmel. Schreiben ist Arbeit, aber eine, die Spaß macht und oft auch anderen Freude bringt, wie ich in meinem über 60-jährigen Bühnenleben zum Glück oft genug erfahren durfte. Die in diesem Band versammelten über 90 Texte sind zu etwa einem Drittel für Poetry-Slams in den letzten 16 Jahren geschrieben worden; weitere, meist kürzere Texte sind z. T. deutlich älter, liegen mir gleichwohl am Dichterherzen. Dabei treten ganz unterschied-liche Wortsportarten auf, z. B. Sprachspielereien wie Anagramme oder dadaistisch angehauchte Texte, Gedichte, Aphorismen, skurrile Geschichten, Satiren und Texte mit politischen und/oder persön-lichen Anliegen ebenso wie Texte, die ganz einfach nur Spaß machen (sollen). Von den meisten Poetry-Slam-Texten gibt es Videoaufzeichnungen; die jeweiligen YouTube-Adressen sind am Ende eines Textes angegeben. Wie man in der folgenden Übersicht sehen kann, habe ich versucht, die Texte inhaltlich zu sortieren. Dennoch mag manche Zuordnung etwas willkürlich erscheinen, weil es einfach vielfältige Überschne-idungen gibt. Schließlich leben wir auch nicht in klar abgegrenzten, sortierten Räumen oder Abschnitten, sondern handeln (fast) immer in verschiedenen Systemen, Rollen und Konstellationen gleichzeitig. Warum aber zwischendurch diese Zeichnungen vom Eiskunstlaufen der Paare? Nun, erstens, weil ich sie mal gezeichnet habe und sie da sind. Und zweitens, weil sie als eine Metapher für Poetry oder Poesie gesehen werden können. Sie zeigen, was ist und was möglich ist - und zeigen zugleich Unmögliches. Das kann auch Sprache. Poesie kann sich erlauben, etwas in einer Weise auszumalen und darzustellen, mit- und ineinander zu verschränken, wie die gezeich-neten PaarläuferInnen es tun, die in der Realität nicht möglich ist, sei es aus technischen oder anatomischen oder moralischen oder logischen oder anderen Gründen. Träume tanzen in und mit der Sprache. Auf den Eistanzbildern „fußt“ mindestens eine der Kufen auf dem harten (Eis)Boden der Wirklich-keit, aber sie bleiben nicht (nur) dort. In mannigfachen Positionen zeigen diese Kufen, die durch die Sprache und die Wörter gleiten, in unterschiedliche (Himmels)Richtungen, manchmal parallel, manch-mal in gegensätzliche Spektren, die durch die mehr oder weniger harmonische Verklammerung, in der sich das (Vers)Tanzpaar befindet, zusammengehalten und zu einer einmaligen „Kunstfigur“ werden. Poesie überwindet die Schwerkraft des alltäglichen Sprechs, zaubert Pirouetten, gedrechselte Sprünge, Figuren und Würfe, die nicht nur gelegentlich aus jedem Rahmen fallen.
Der Buchtitel „Das Blaue vom Himmel“ ist ursprünglich der Titel eines Gedichts anlässlich der gleichnamigen Installation von Tim Ulrichs im Sprengel-Museum Hannover, das ich für die frühere Veranstaltungsreihe „Wort-Bild-Dialoge“ (1988-89) geschrieben hatte. Den auch in diesem Band abgedruckten Text habe ich anschließend vertont und verwende ihn immer noch als Titelsong meines Soloprogramms, weil er meines Erachtens im Verlaufe der Jahre – bei aller Metephorik und Bizarrheit - noch an Wucht und Aktualität gewonnen hat. Dieses Buch ersetzt, erheblich erweitert, die 2. Auflage von „Alles Poetry – oder was?!“ von 2018. Bei vielen Texten lohnt es sich, sie laut zu lesen oder zu hören.