Finsterwitz

Ausschnitt aus: DAS LEICHENHAUS
Ich hielt in stiller Winternacht in einem Totenhause Wacht. Der dort gewöhnlich Wache hielt hat Karten in der Stadt gespielt, und für die Wacht bei seinen Toten ein gutes Sümmchen mir geboten.
Verwesende Männer, modernde Weiber, um mich herum zerfielen die Leiber. Und mittendrin, da hockte ich und fühlte wahrhaft prächtig mich. Von einem prallen Lederschlauch schwoll guter Wein in meinen Bauch und nach nicht allzu langer Zeit brachte er mich gar soweit, daß ich mich an die Toten lehnte und mich ein Teil von ihnen wähnte.
Ich sprach mit einem jungen Weib daß einen Dolch in seinem Leib, genau, in seinem Halse trug, erfuhr, daß einst ihr Mann sie schlug, und daß am Vortag, zu ihrer Schmach, just jener Mann sie niederstach und sie verblutet', die Klinge im Hals. Da spricht sie dort so zu mir, als zu mir plötzlich ein Gesicht mit zerschmettertem Schädel spricht. Leise raunt' mir seine Stimme, daß dies' Weib's Wort nur eine schlimme Lüge und Verleumdung sei, kaum etwas Wahres sei dabei. Er wüsst's genau, und zwar weil er ihr Mann gewesen war. Jener Mann, den sie im Schlaf am Kopf mit einem Hammer traf, nicht ein, nein, an die sieben Mal. Worauf, mit gewisser Qual, und mit allerletzter Kraft er es gerade noch geschafft die Hand nach einem Dolch zu recken und den ihren Hals zu stecken.