Vom Überschießen des Irrationalen in die Wirklichkeit/ The Inroad of the Irrational into Reality

Wer an der Vorstellung leidet, daß die Welt nicht nur biologisch, also allein durch Materie verursacht sei, sondern auch durch einen Geist, wer also die Dualität der Welt behauptet, habe einen Genschaden – die Behauptung, daß mein Geist von meinem Körper verschieden ist, was doch für mich und jedermann offensichtlich ist, beruhe, so wird es heute offen gelehrt, auf einer „genetic default-option“. Wenn Biologen eine Behauptung als wahr aufstellen, für die es weder einen Beweis gibt, noch für die eine Wahrscheinlichkeit ins Feld geführt werden kann, geschieht dies im Interesse einer Theorie und ihrer gewünschten Bestätigung, aber nicht im Interesse der Wahrheit. Erkenntnistheoretisch ist beweisüberhobene Lehre schlicht nicht mehr wissenschaftlich und zeigt an, daß eine Theorie zum Glauben gesteigert wird. Ja, schlimmer noch, Glauben, der nicht auf Tatsachen beruht und der Wissenschaft nicht zugänglich ist – anders als die christliche Religion–, ist keine Religion, sondern Esoterik. Religiös ist, Nichtwissen zu bekennen und als Glauben preiszugeben. Esoterisch ist, Nichtwissen im Gestus der Lehre als Wissen und Selbstverständlichkeit anzubieten und sich über erkenntniskritische Rückfragen zu empören. Doch die biometaphysische Perspektive der Evolutionisten, die die Biologie terrorfähig gemacht hat, ist nicht neu. Sie hat schon die Massenmorde des Dritten Reiches wissenschaftlich unterfangen. Die Alternative zum biologischen Fundamentalismus, der die Wirklichkeit nach seiner Idee formt und am Ende Tötung von Menschen rechtfertigt, ist nicht das bessere Wissen, sondern eben die Freiheit, Nichtwissen einzugestehen und sich auf die Evidenzen der Wirklichkeit und auf ein Ethos einzulassen, das die Tötung verbietet.