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Morawitzkystraße 9
von Jens KochEin Gealterter, in der Münchner Morawitzkystraße am Fuß der breiten Eingangstreppe des Maxgymnasiums stehend, zögert, ob er sich zum Klassentreffen mit denen zusammensetzen soll, mit denen er in den 1950er Jahren die Schulbank gedrückt hat. Er entdeckt, wie viel Hass Eintretenden aus den Mienen der kauernden Löwen entgegenschlägt, deren Skulpturen rechts und links die Stufen flankieren und die sich angesichts der allgegenwärtigen Ruinen seinerzeit so widersinnig ausgemacht haben. Und er verharrt in Gedanken an die Nachkriegszeit. Schließlich wendet er sich ab, um an der Gebäudefassade entlang zu schlendern und einen anderen Zugang zu wählen – den über den Schulhof. Ein kurzer Umweg, auf dem ihn aber ein Rudel von Erinnerungen und Träumereien begleitet, stört und herausfordert - angestiftet von der Kapitolinischen Wölfin über dem Hoftorbogen und den Brunnenfiguren von vier Marabus im Schulhof. -
Als er das Gebäude betritt, ist ihm bewusst geworden, welche Fragen er in der Gesellschaft aufwerfen möchte, der er sich nähert.
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Ein Mono - und Dialog in Versen, wobei sich freie Rhythmen und Partien strenger Formgebung ablösen.