Die Visite

Schauplatz des Stücks ist eine Klinik im Rotwildgebirge. Mit dem vivisezierenden Blick des Insiders überführt der Autor Personal und Patienten ins Theater. Szenische Augenblicke werden erfahrbar als Momente des Immerwährenden an einem Ort bewohnter Einsamkeit, wo die Menschen auf der Stelle treten oder sich tot stellen. Bis ein Mord geschieht und Leser und Theaterpublikum in die Abrechnung mit dem Täter involviert werden. Es treten auf: Ein spleeniger Chefarzt mit erbaulichem Gagrepertoire, der sich, jede stereotype Wendung verachtend, sprachlichen Drolerien widmet; der Oberarzt, ein intriganter Faun, der mit der notorisch angesäuselten Verwaltungsleiterin liiert ist; eine Kriminalistin, die nachlässig ermittelt, während der attraktive Protagonist ihr intensiv nachstellt; eine zielstrebige Medizinstudentin und eine nicht minder selbstbewusst agierende Krankenschwester, ungeduldige Patienten und Angehörige. Zuletzt erscheinen furiose Vögel im Nachtdienst. Auf verschiedenen Ebenen und auf seiner inneren Bühne erfährt der Leser Simultaneität. Er imaginiert nicht nur wechselnde visuelle und akustische Reize, sondern auch Gerüche, die der Autor dem Theaterpublikum verschreibt.