Flügelschlag der Freude
von Sigrid Nordmar-Bellebaum
Die 25 Gedichte dieser Sammlung sind zwischen 1979 und 1996 entstanden, aber sie sind nicht chronologisch angeordnet. Ihre Anordnung folgt einer Engelspur durch sechzehn Jahre, die mit einem Bittgedicht an den Engel beginnt und mit einem Dank- und Aufforderungsgedicht endet, in dem engelbeschwingtes Dasein evoziert wird.
Die Engelspur selber führt dabei über mehrere Stationen des Selbstseins und der Selbstlosigkeit und umkreist in immer neuen Bewegungen das Mensch und Engel Trennende und das sie Verbindende und führt schliesslich zu einem umfassenden „Ja“, in dem „Werk und Gebet der Hände“ eingeschlossen sind.
All diesen Bewegungen ist näher und ferner eine Linie des Humors und der spielerischen Leichtigkeit einverwoben. Manche Gedichte haben einen kindhaft zarten Klang. Alle aber sind Begegnungsgedichte, wobei der Engel auch in der Gestalt eines anderen Menschen begegnen kann. Das ist aber nicht immer der Fall. Und manchmal bleibt es ungesagt, ob es der Fall ist oder nicht. Das sind die für mich spannendsten Gedichte. Warum?
Weil sie ungefähr gleich weit entfernt sind von andächtiger Anrufung des Engels als eines absolut überlegenen - wenn auch befreundeten - Wesens, von dem für die Menschen größere Liebes- und Verzeihenskraft erbeten wird, wie auch von einem Sorgen für die Lebensbedürfnisse des Engels, wobei der Mensch - auch mit recht - sich sehr anstrengen muss, solche Liebe und solche Worte zu geben, dass der Engel sich davon ernähren kann.
Als Beispiel für die eine und die andere Weise des Engelgedichtes mag gelten:
Verzeihe wenn ich die Treue des kleinen Hundes nicht habe der mir folgt wohin ich auch gehe
Verzeihe wenn ich dann glaube ich bräuchte Deine Hilfe nicht und mich Deiner Freundschaft verschliesse die mich doch heilen will
Verzeihe und verlasse mich nicht
*
Der Engel spricht:
Siehe auch mich dürstet doch nicht nach Wasser und Wein nach jenem einen Atemzug da du zurückfällst in dein Eigenes welch Abgrund an Leid
Siehe auch mich friert - o so wärme mich doch an deinem Herzen dem Wort
Engel-sam - die Vertrautheit mit den Engeln
"einsam, zweisam, dreisam, engelsam" (Paul Klee)
von Pierre Georges PouthierSeither ist manch anderes Gedicht entstanden, das von einem Engelmoment, einer Begegnung, von Nähe und Vertrautheit spricht.
Dieser kleine Gedichtband möchte dazu anregen, ebenfalls die Nähe zu und die Vertrautheit mit den Engeln zu suchen oder zu vertiefen. Denn ohne die Hilfe dieser wundervollen reinen Lichtwesen, ohne ihre Kraft, Liebe und Heiterkeit werden wir uns bei Allem, was uns obliegt, vergeblich bemühen.
Das Wort engelsam (einsam, zweisam, dreisam, engelsam.) ist von Paul Klee, diesem großen Freund der Engel, geprägt worden.
Gewidmet sind diese Gedichte den Engeln in Menschengestalt, die meinen Weg gekreuzt und mich darauf begleitet haben, allen voran meiner Mutter, Manuel und Franziska. Pierre Pouthier