Steine, Mammuts, Toteislöcher von Beate Witzel | Auf den Spuren der Eiszeit in Berlin | ISBN 9783939254256

Steine, Mammuts, Toteislöcher

Auf den Spuren der Eiszeit in Berlin

von Beate Witzel
Buchcover Steine, Mammuts, Toteislöcher | Beate Witzel | EAN 9783939254256 | ISBN 3-939254-25-8 | ISBN 978-3-939254-25-6

Als die Stadt noch cooler war: Eiszeit in Berlin Biologin Beate Witzel hat erforscht, wie es in der Region vor 24.000 Jahren zuging, und darüber ein Buch geschrieben.
Es ist kalt. Furchtbar kalt. Und für die meisten Bewohner der Region sogar: zum Auswandern kalt. Eine mehrere Hundert Meter hohe Eisschicht liegt über Berlin und Brandenburg. Menschen und Tiere haben lange schon die Flucht ergriffen. Würde im Zentrum, wie 24.000 Jahre später, bereits ein Fernsehturm stehen, wäre die unerbittliche weiße Masse für die Gäste des Restaurants an ihren Fenstertischen zum Greifen nah. Wie viel Eiszeit es in Berlin noch heute gibt, hat Biologin Beate Witzel erforscht und aufgeschrieben. „Ich wollte ein Buch machen, das den Menschen ihre Stadt erklärt“, sagt die 57-jährige Wilmersdorferin. Im Stadtmuseum Berlin hütet, sortiert und definiert sie als Chefbetreuerin der Geologischen Sammlung 4500 Objekte. Der Zahn eines Steppenbisons, das einst durch den Berliner Raum streunte, zählt auch zu ihrem Schatz. In Berlin gab es damals viel zu fressen. Zuletzt so richtig „cool“ wurde Berlin während der sogenannten Weichsel-Eiszeit. In Skandinavien stand das Gefrorene 27.000 v. Chr. rund 3300 Meter hoch und machte sich bald unaufhaltsam auf gen Süden. „Den Berliner Raum muss man sich in dieser Periode vorstellen wie die afrikanische Savanne Serengeti – in kalt. Eine kalte Gras-Steppe mit vielen Tieren, denn es gab ja viel zu fressen. Bei uns tummelten sich Wollnashörner, Eiszeitpferde, es konnte passieren, dass eine Herde Mammuts an einem vorbeizog.“ Von den Ur-Berlinern jener Zeit weiß sie nicht viel zu berichten. „Es waren Jäger, die Tiere mit Speeren erlegten. Sie lebten vermutlich als Nomaden, die dorthin gingen, wo die Tiere waren – es fehlen Spuren, weshalb Aussagen über sie eher hypothetisch sind.“ Vermutlich 5000 Jahre später hatte sich das Eis über den Norden Deutschlands vorangeschoben. Mit einem Tempo von 100 bis 220 Metern pro Jahr. „Die Eiszeit hat den Berliner Raum überfahren“, formuliert Beate Witzel. Mit dem Vorrücken fielen die Temperaturen drastisch auf eine mittlere Jahrestemperatur von ein bis zwei Grad Celsius. Große Trockenheit brach aus. Witzel spricht von einem gewaltigen Tiersterben und einer Flucht der Arten gen Süden sowie nach Westen bis ins heutige Frankreich. „Die Menschen der Region Berlin-Brandenburg folgten den Tieren“, so Witzel. 45 Kilometer südlich der heutigen Stadtgrenze stoppte der Gletscher. „In ganz Deutschland ist seitdem Berlin die einzige Millionenstadt, die von dieser letzten Eiszeit geprägt wurde. Sie hat uns voll erwischt“, sagt Witzel enthusiastisch. Berliner Funde stammen aus Finnland, Baltikum, Schweden, Norwegen und der Ostsee Das sieht man noch heute. Abgeschmolzenes Eis, das sich über Land seinen Weg bahnte, hatte zuvor in Berlin ein Urstromtal hinterlassen. Es ist gewisser­maßen ein trockenes Flussbett, das heute quer durch die Stadt verläuft. „Zuvor hat der Gletscher den Gesteinsschutt, den er auf seinem Weg vor sich hergeschoben hatte, über unserer Stadtlandschaft ausgebreitet“, sagt Witzel. „Wie einen Tortenguss.“ So stößt man in Berlin in bis zu 300 Meter Tiefe noch auf zurückgebliebene Gesteine, die gar nicht nach Berlin gehören, sondern von weit hergekommen sind. Wissenschaftler bezeichnen die Stücke als „Geschiebe“. Berliner Funde stammen etwa aus Finnland, Baltikum, Schweden, Norwegen und der heutigen Ostsee. Auch die große Zahl Berliner Gewässer ist eine Hinterlassenschaft der Eiszeit, die in der Region vor etwa 12.000 Jahren endete. „Das betrifft zum Beispiel Panke, Wuhle und Havel“, sagt Witzel. „Unsere Berliner Flüsse sind in der Zeit entstanden, als das Schmelzwasser unter dem Eis Rinnen ausgewaschen hat.“ Dazu zählt auch das Tegeler Fließ. „Dort befinden sich jetzt zwölf geschützte Lebensraumtypen mit seltenen Tier- und Pflanzenarten“, sagt Biologin Witzel. Insgesamt sind 6,7 Prozent des Stadtgebiets als Wasserflächen ausgewiesen. Wie Sommersprossen prägen da die vielen Tümpel und Seen das Gesicht der Stadt. Zum Beispiel das kleine Gewässer „Blanke Helle“, das sich versteckt hinter den Hauptstraßen gen Steglitz, Lankwitz und Neukölln am Tempelhofer Alboinplatz befindet. Wüste Mythen ranken sich um den Fleck Wasser. Am Ufer habe sich demnach einst das Heiligtum der heidnischen Göttin Hel befunden. Damals noch von Wald umrankt, habe der Tümpel hin und wieder, aber immer höchst dramatisch, Rinder ausgespuckt oder Gebäude, Stiere und einmal sogar einen Mönch verschlungen. Das sind die Höhepunkte 2017 in Berlin Nicht minder faszinierend ist die – allerdings weit wissenschaftlicher belegte – Entstehung des Ortes. „Wie Orankesee, Weisser See und Schäfersee ist die Blanke Helle aus einem sogenannten Toteisloch entstanden“, sagt Beate Witzel. „Als der Gletscher abschmolz, brachen Eisblöcke ab und drückten sich durch ihr Gewicht in den Boden.“ Es brauchte 500 bis 1000 Jahre, bis sie aufgetaut waren. Die Berliner machten sich solche Eiszeitrelikte zunutze, indem sie etwa seit dem 18. Jahrhundert im Postfenn des Grunewalds, einem Kesselmoor, Torf abbauten. Die Folgen der Eiszeit sind allgegenwärtig. Der Boden der Stadt ist entweder morastig oder sandig, was Bauherren bis heute zusätzlichen Aufwand bei der Konstruktion der Grundfesten abverlangt. Die Eigenheit schlägt sich im Namen Berlins nieder: "Darin steckt das slawische , berl' für , Sumpf'„, sagt Beate Witzel. So moderig waren die Wege durch den Sumpf der Stadt, dass sie mit Holzknüppeln verstärkt und später als aufgeschüttete Erdwälle errichtet wurden. “Daher tragen viele Straßen die Bezeichnung , Damm',„ so Witzel. Der Kurfürstendamm etwa war im Jahr 1542 solch ein Knüppeldamm. Unmittelbaren Kontakt mit ihrem Thema nimmt Forscherin Witzel auf, wenn sie durch die Stadt radelt. “Auf der Fahrt nach Kreuzberg, Prenzlauer Berg oder ins Rollbergviertel etwa muss man kräftig in die Pedale treten, denn es geht das einstige Ufer hinauf." Auch als Laie sieht man nach ein wenig Beschäftigung mit der Eiszeit seine Stadt mit anderen Augen. Da steht man dann etwa am Platz der Luftbrücke, blickt den Mehringdamm hinab, und auch wenn Autolärm das Trampeln der Mammutherden ersetzt hat, liegt es dann wie früher direkt vor dem Betrachter: das Berliner Urstromtal. Patrick Goldstein, Berliner Morgenpost

„Das Buch eröffnet erstaunliche neue Blicke auf Berlin: Dass der Weiße See und der Orankesee Toteislöcher sind. Warum die alten Brauereien von Schultheiss und Kindl in Hanglage gebaut wurden. Woher die Rollberge in Neukölln ihren Namen haben. Dass selbst der Kurfürstendamm mit der Eiszeit zu tun hat.“ – Uwe Madel, rbb zibb
„Ein tolles Buch, dass zum Erkunden und zum Ausprobieren einlädt. Sogar die Tierwelt der Berliner Eiszeit - z. B. der riesige Waldelefant, wird vorgestellt.“ – Nadine Kreutzer, FluxFM
„Nicht nur für Berliner wissbegierige Kinder spannend…“ – Anja Ihlenfeld, Himbeer Magazin
„Es war keine kuschlige Welt, die sich damals den Menschen Europas zeigte, schildert Berlins „Eiszeit-Fachfrau“, die Biologin Beate Witzel vom Stadtmuseum Berlin.“ – Gerhard Lehrke, Berliner Kurier
„Als die Stadt noch cooler war: Eiszeit in Berlin.“ – Patrick Goldstein, Berliner Morgenpost
„Ihre Tipps und Erläuterungen hat sie nun in Buchform gefasst, inklusive kleiner Anleitungen zur Gesteinsbestimmung.“ – Katrin Starke, Reinickendorfer Allgemeinen Zeitung
„In ihrem neuen Buch „Steine, Mammuts, Toteislöcher“ folgt Beate Witzel den Spuren der Eiszeit in Berlin. Es ist eine packende Geschichte, gerade für uns.“ – Oliver Ohmann, B. Z. am Sonntag
-> Rbb Fernsehen „zibb“, Autoreninterview - 31. Januar 2017 -> Rbb Fernsehen „Kurz vor 5“, Buchvorstellung - 21. Februar 2017

Steine, Mammuts, Toteislöcher

Auf den Spuren der Eiszeit in Berlin

von Beate Witzel
Blickt man vom Kreuzberg aus tatsächlich in ein Urstromtal? Woher kommen die vielen Findlinge? Wie hoch war das Eis im Berliner Raum? Jagte hier der Höhlenlöwe?
Die Eiszeit in Berlin ist spannend, denn Berlin ist die einzige Millionenstadt in Deutschland, deren Landschaft überall eiszeitliche Spuren erkennen lässt. Gletscher und Schmelzwasser haben Formationen hinterlassen, Gewässer, markante Höhen und Senken – viele davon, wie der Grunewald oder der Müggelsee sind heute beliebte Ausflugsziele. Hat man einmal die Fährte aufgenommen, begegnet einem die Eiszeit im gesamten Stadtgebiet.
Unterhaltsam und fundiert schildert Beate Witzel die Ereignisse und Vorgänge, die sich in den vergangenen Jahrtausenden zugetragen haben – Kinder und Erwachsene können den Boden unter ihren Füßen auf ganz neue Weise in seinem Ursprung entdecken.