Schreibkräfte 8-2015
Literaturjournal aus Sachsen-Anhalt
herausgegeben von Karsten Steinmetz und Regine SondermannIndem der Fotograf Hans-Wulf Kunze seine Bilder für die Ausgabe 8 der Schreibkräfte zur Verfügung stellt, macht er unserem Literaturmagazin aus Sachsen-Anhalt ein Geschenk, das die Schreibkräfte zu schätzen wissen. Der Fotograf konnte sich als Künstler in unserem Bundesland etablieren und ist gleichzeitig überregional anerkannt. Einige seiner Kollegen in der Malerei haben ähnliches erreicht, doch sie sind fortgezogen und nicht zurückgekehrt. Kunze blieb und machte auch noch das zum Thema, womit er konfrontiert war. Die Menschen und die Objekte auf seinen Kompositionen sind der Umwelt ausgeliefert. Die Natur erobert sich die an den Umbruch verlorenen Gebiete zurück. In den Gesichtern der Menschen, die den Kampf mit der ökonomischen Realität nicht zu gewinnen in der Lage sind, kommt die Natur in gleicher Weise zu ihrem Recht. Eine Kraft kommt zum Vorschein, die Fellinis Darsteller zu zeigen wissen und die echte Schauspieler niemals aufzubringen gezwungen gewesen wären. Wenn wir diese Fotos sehen, denken wir. Ja, genau so sieht es aus. Nur, wir haben es nicht bemerkt. Wir haben uns dem nicht ausgesetzt. Wir wollten es partout nicht sehen, weil es uns Schmerzen bereiten konnte. Der Fotograf macht, dass wir es schön finden. Davon, wie er das schafft, welcher Mathematik die Flächen- und Farbverhältnisse unterliegen, welchen Kampf die Kontrolle des Lichtes kostet und wie die Linie auf das Bild kommt, davon wissen Schreibende meist wenig. Sie müssen sich auf dem Papier herumquälen, ihre Lieblingssätze durchstreichen und wieder und wieder um neue Formulierungen ringen. Ihr technisches Knowhow ist auf den Umgang mit einem Textprogramm beschränkt. Es verbietet sich, von einem Kunstfotografen Illustrationen zu Texten unterschiedlichster Provenienz zu verlangen, trotzdem hat Hans-Wulf Kunze die Fotos zu den Texten ausgewählt. Ob die Literatur sich neben der Macht der Bildsprache behaupten kann, bleibt Ihrem Urteil, liebe Leserinnen und Leser überlassen. Der zeitliche und oft auch örtliche Kontext ihrer Entstehung ist gegeben. In dieser Ausgabe sind sehr unterschiedliche Stimmen versammelt: von der Großmutter bis zum Rockmusiker.