Tabula affinitatum animalium (1783) von Johann Hermann | Die Idee einer vernetzten Tierwelt im späten 18. Jahrhundert | ISBN 9783941365780

Tabula affinitatum animalium (1783)

Die Idee einer vernetzten Tierwelt im späten 18. Jahrhundert

von Johann Hermann, übersetzt von Konrad Breustedt
Buchcover Tabula affinitatum animalium (1783) | Johann Hermann | EAN 9783941365780 | ISBN 3-941365-78-9 | ISBN 978-3-941365-78-0
Inhaltsverzeichnis 1
Fachleute, die sich mit der Entstehung von Systemen befassen. Biologen, insbesondere Zoologen, Kulturwissenschaftler, die sich mit der Ideengeschichte befassen

Tabula affinitatum animalium (1783)

Die Idee einer vernetzten Tierwelt im späten 18. Jahrhundert

von Johann Hermann, übersetzt von Konrad Breustedt
Der Straßburger Mediziner und Naturhistoriker Johann (Jean) Hermann (1738 – 1800) veröffentlichte 1783 ein neuartiges Ordnungssystem der Tiere, das die Fülle der damals bekannten Arten und Gruppen in einer „Tabula affinitatum animalium“, einer ganz außergewöhnlichen Karte abgestufter Ähnlichkeiten, neu gliederte und netzförmig anordnete.
Das in der Ebene eines Druckes zweidimensional angelegte Tableau mit differenzierten, sich überlagernden Verbindungslinien kann dreidimensional begriffen werden und bricht konsequent mit der im 18. Jahrhundert verbreiteten, einreihigen Anordnung aller Naturerscheinungen auf einer Stufenleiter. Die grafische Visualisierung des Systems der Tiere in Form eines Netzes griff die ersten Netzwerk-Vorstellungen von Vitaliano Donati (1750) auf und erweiterte den von Georges-Louis Leclerc de Buffon und anderen vorgegebenen Horizont einer sich sphärisch in alle Richtungen ausbreitenden Verwandtschaft.
In seinem umfangreichen Kommentar zur „Tabula“ vereinte Hermann zwei sich wechselseitig beeinflussende Bereiche: seine induktive Forschertätigkeit am Objekt, als vergleichender Anatom, Zoologe und eifriger Naturaliensammler, mit seiner deduktiv bestimmten, gedanklichen Analyse, die sich vor dem Hintergrund des allgegenwärtigen Kontinuitätsgedankens Leibniz’scher Prägung und der „Figura sacra“ des 18. Jahrhunderts, der linearen Stufenleiter, entwickelte. Er war nach Aristoteles der Erste, der die Beziehungen der einzelnen Merkmale zueinander ins Auge fasste und damit das von Georges Cuvier entdeckte Korrelationsgesetz der Vergleichenden Anatomie antizipierte. Der Übersetzer und Herausgeber des vorliegenden Buches hat es sich zur Aufgabe gemacht, erstmals die singuläre Primärquelle aus dem Lateinischen zu übersetzen und ausführlich zu kommentieren. Die von Hermann berücksichtigten annähernd 2.000 Taxa wurden in einem umfangreichen Anhang gemäß der heutigen Nomenklatur aufgelistet und, soweit möglich, mit ihren deutschen Namen versehen. Die Übertragung bietet nicht nur einen reichen Fundus an taxonomischen Daten, sondern durch die zahlreichen Annotationen und Literaturhinweise auch eine gute Übersicht zur Affinitas-Problematik, speziell der Wirbeltiere im 18. Jahrhundert. Darüber hinaus liegt dem Band ein optisch eindrucksvoller Reprint der „Tabula“ im Originalformat bei. Mit der Übersetzung wird schließlich ein Naturforscher aus dem Elsass gewürdigt, der mit seinen Forschungen und seiner Korrespondenz wie kaum ein anderer ein Brückenbildner im französisch-deutschen Kulturraum war.