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Baukulturführer 118 Rosenthal am Rothbühl, Selb
Architekt: Walter Gropius
von Ira Mazzoni, herausgegeben von Nicolette BaumeisterLinien in der Landschaft
Das Umfeld hat sich in fünfzig Jahren stark gewandelt. Die Rosenthal Porzellanfabrik am Rothbühl verlor ihre Alleinlage. Dennoch ist der Landschaftsbezug der parallel zur nordwärts bergan führenden Straße und Bahnlinie angesiedelten Gebäude-Gruppe unverkennbar. Die riesige Anlage wirkt graphisch leicht –
wie mit feinem Stift vor die Höhenlinien des Fichtelgebirges gezeichnet. Alle Gebäude des Ensembles sind betont flach gehalten, nur das Masseaufbereitungsgebäude mit seinen innenliegenden Silos bildet eine Höhenmarke, die mit den Hügeln in der Ferne zu korrespondieren scheint. Dieser entschieden klaren Linienführung begegnet man auch auf den Bauzeichnungen wieder, die Walter Gropius und The Architects Collaborative Inc. (TAC) 1964 für Philip Rosenthal in Selb fertigten. Vom ersten Strich bis zur Fertigstellung war das ehrgeizige Projekt ein „Muster an Leichtigkeit, an Eleganz und an Klarheit“. Mit diesen Worten bejubelte die Süddeutsche Zeitung schon das Modell, das der geladenen Tages- und Fach-Presse von Gropius im Rosenthal Studio-Haus München im Dezember 1964 persönlich vorgestellt wurde.