Katzlmachers Rache

„Katzlmachers Rache“ ist die Geschichte des Studenten Edgar Rödl aus dem Mauer-Berlin der achtziger Jahre. In eigenen Tagebuchnotizen und am Ende des Buchs durch das Nachwort eines allwissenden und etwas schusseligen Herausgebers Jahrzehnte danach, erzählt der Text einige Monate aus dem chaotischen Leben Eddys in Berlin-Kreuzberg ein Jahr vor dem Fall der Mauer. Sohn eines Wurstfabrikbesitzers aus der fränkischen Provinz, vernachlässigt er sein Studium und hängt dilettantischen Künstlerträumen nach, bis er sich Hals über Kopf in die Italienerin Teresa Bianciardi verliebt, die jedoch selbst nur ein Abenteuer in Deutschland sucht. Nach deren Abreise aus Berlin reist er ihr nach Italien nach, wird sich aber schnell über die aussichtslose Situation der vermeintlichen Liebe im klaren und begeht Selbstmord am Strand in Ostia. Durch einen Zufall kommt die Wahrheit nach 25 Jahren ans Licht. Eine uneheliche Tochter taucht auf, für die Teresa Bianciardi bei der Familie Rödl Erbansprüche geltend macht.
„Katzlmachers Rache“ stellt sich bewusst in die lange Tradition der „amour fou“ und macht vor allem Anleihen beim alten und neuen Werther von Goethe und Plenzdorf. An verschiedenen Stellen des Textes springen zahlreiche weitere literarische Schwergewichte in den Ring (Bachmann, Rilke, Hemingway, Pasolini und andere mehr). Friedrich Schlegels „Lucinde“ und selbst der mittelalterliche Minnesang reichern den Text in besonders dramatischen Momenten mit ihrer aufgeladenen und pathetischen Sprache an. Ein Tagesaufenthalt in Ostberlin und der Besuch bei Bert Brechts Grab im „Dorotheenstädtischen Friedhof“ bieten eine unwiderstehliche Gelegenheit, um seine subversive politische Agitationsliteratur gegen eine schlichtere Beicht- und Bekennersprache zu stellen, die vor allem bei Hermann Hesse und in der Pop-Musik den Ton angibt.