Strom, Spannung, spannend. | Geschichten zur Energieversorgung in Südwestsachsen | ISBN 9783957351050

Strom, Spannung, spannend.

Geschichten zur Energieversorgung in Südwestsachsen

Buchcover Strom, Spannung, spannend.  | EAN 9783957351050 | ISBN 3-95735-105-7 | ISBN 978-3-95735-105-0

Strom, Spannung, spannend.

Geschichten zur Energieversorgung in Südwestsachsen

Im Jahre 1891 begann der Siegeszug der Drehstromtechnik mit der 175 km langen 15 kV Freileitung von Lauffen am Neckar nach Frankfurt am Main zur dort stattfindenden Weltausstellung. Überall in Deutschland wurden Freileitungen und Elektrizitätszentralen errichtet, um die Elektrizität für Beleuchtung und Kraftantriebe in gewünschtem Umfang bereitzustellen. Wegen des hoch entwickelten Maschinenbaus in der Region Chemnitz waren hier die Ansprüche an diese neue Energieform besonders hoch.
In der davor liegenden Zeit wurden Geräte zur Eektrizitätserzeugung und -anwendung von Bastlern und Handwerkern erfunden. Auch zur Übertragung der etwa 300 PS (221 kW) mit 15 kV wurden Isolatoren von den bereits bekannten Telegrafenleitungen modifiziert, indem zusätzlich an der Innenseite eine offene Rille eingearbeitet und mit Öl gefüllt wurde. Neue Anforderungen wie das Messen und Schalten in den Anlagen kamen hinzu. Für die Nutzung in den Fabriken und Haushalten wurden verschiedenste Netzspannungen gewählt, die neue Schutzmaßnahmen für die Menschen erforderten. Wie beim Maschinenbau wurden auch für die elektrotechnischen Anlagen hohe Anforderungen an die Zuverlässigkeit und an eine Langlebigkeit über mehrere Jahrzehnte gestellt. Für die Entwicklung der elektrischen Maschinen und Anlagen waren nun gut ausgebildete und kreative Ingenieure notwendig.
Diese Aufgabe wurde von den Technischen Hochschulen und Universitäten erfüllt. Die elektrotechnischen Betriebsmittel und Anlagen, die dann in den folgenden hundert Jahren bemessen, entwickelt, gebaut, errichtet und betrieben wurden, sind heute nicht mehr in Betrieb und inzwischen ausgesondert. Noch heute aber sind diese Erzeugnisse der Ingenieurkunst ob ihrer genutzten physikalischen Gesetze und ingenieurtechnischen Konstruktionsprinzipien interessant. Deshalb wurde auch im VDE Chemnitz ein Arbeitskreis „Geschichte der Elektrotechnik“ gegründet und ausgewählte Betriebsmittel und Anlagen wurden sorgfältig restauriert und in den „Technischen Sammlungen UW Etzdorf“ bei Roßwein der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In dieser Ausstellung wurden Leistungsschalter, Trennschalter, Isolatoren, Ortsnetztransformatoren und Kabelmuffen, aber auch Geräte der Sekundärtechnik sowie Netz- und Bild-dokumentationen gezeigt. Als die Ausstellungsflächen für die Zukunft nicht mehr zur Verfügung standen, wurden nach Prüfung weiterer Optionen die Exponate in das „KraftWerk Energiemuseum“ der DREWAG eingegliedert und am 20. März 2016 offiziell übergeben.
Der Arbeitskreis sieht eine wichtige Aufgabe in der Veröffentlichung zu Ereignissen, Abläufen und Situationen im Versorgungsgebiet Chemnitz. Auf dieser Grundlage ist das vorliegende Buch „Strom, Spannung, spannend – Geschichten zur Energieversorgung in Südwestsachsen“ entstanden. Mehrere engagierte Autoren beschreiben Exponate der Technischen Sammlung einschließlich der Schutz- und Fernwirktechnik sowie die Entwicklung der Netze in ausgewählten Regionen und Städten einschließlich der Geschichte der regionalen Kraftwerke. Aber auch Geschichten über Außenseiter wie zur Überlandbahn Hohenstein – Oelsnitz werden interessierte Leser finden.
Da Sicherheit und Zuverlässigkeit für die Energieversorgung sehr wichtig sind, wird es die Leser auch interessieren, welchen Einfluss darauf die Gewittertätigkeit im Erzgebirge hatte und wie Eislasten der Freileitungen an einer Versuchsleitung analysiert wurden. Die Untersuchung von Störfällen ist oft eine interessante Quelle für detaillierte Erkenntnisse und von Erfahrungen über das Verhalten von Betriebsmitteln sowie über die Reaktion von Netzsystemen bei Extremsituationen.
Insgesamt ist es dem Arbeitskreis „Geschichte der Elektrotechnik“ des VDE Chemnitz mit diesem Buch gelungen, dem Leser viele interessante Geschichten anzubieten. Ich wünsche dem Arbeitskreis weiterhin viel Erfolg beim Aufspüren und Beschreiben von spannenden Geschichten. Außerdem freue ich mich auf eine noch engere Zusammenarbeit unserer Arbeitskreise bei der Aufarbeitung der Geschichte der Elektrotechnik in Sachsen.
Doz. Dr.-Ing. Hartmut Bauer