Die Bildung der Sinne. Rilke auf Capri
herausgegeben von Maria Giuseppina De Luca und Daniela LiguoriCapri kann als „Laboratorium“ für Rilke betrachtet werden, in dem der Dichter mit dem Künstlerdasein und dem Ver-ständnis des Werks experimentiert. Es soll sich von jedem Übermaß des Ichs befreien und der Raum werden, in dem die Dinge sich in ihrer Nacktheit und Macht zeigen. Aus diesem Grund ist es notwendig, eine radikale Umkehrung der Gefühle zu bewirken und zu einem neutralen und unpersönlichen, diffusen und synthetischen Fühlen zu gelangen.
Die Erfahrung auf Capri erweist sich so für Rilke als ein wesentlicher Moment jener „ästhetischen Bildung“, die in den Sonetten an Orpheus ihre Vollendung findet.