Hunsrücker Band 4 | Erzählungen und Recherchen von Leben und Leiden auf dem Hunsrück | ISBN 9783982273105

Hunsrücker Band 4

Erzählungen und Recherchen von Leben und Leiden auf dem Hunsrück

herausgegeben von Leona Riemann
Buchcover Hunsrücker Band 4  | EAN 9783982273105 | ISBN 3-9822731-0-2 | ISBN 978-3-9822731-0-5
Gerneleser, Liebhaber anspruchsvoller historischer Literatur, Regionalforscher

Hunsrücker Band 4

Erzählungen und Recherchen von Leben und Leiden auf dem Hunsrück

herausgegeben von Leona Riemann

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsübersicht
Der Bestseller-Autor von Oberstein Die Ankunft des Leonhard Goffiné, „pastor auffm Hundtsrücken zu Oberstein“, 14./15. Dezember 1696 Das Prädikat „Bestseller-Autor von Oberstein“ erhielt Pater Leonhard Goffiné von Max Rupp im Jahre 1976 in einem Aufsatz im Heimatkalender des Kreises Birkenfeld. Ich habe diesen Titel übernommen, um einen außergewöhnlichen „Hunsrücker“, dessen wichtigstes Buch, die „Hauspostille“, seit über 300 Jahren in weltweit in annähernd 500 Auflagen verlegt worden ist, an einem einzigen Tag zu portraitieren: am Tag seiner Ankunft in Oberstein. Goffiné, sein Vorgänger Orphelin sowie die evangelischen Protagonisten und die historischen Fakten in der entzweiten Obersteiner Gesellschaft sind recherchiert und belegt, ebenso die Ankunft des Paters am 15. Dezember 1696 und seine umgehende Rückreise. Der Goldschmied „Heinrich“ und Freunde sind frei erfunden. Historische Erzählung
Der Überfall am Weiher der Tränen Die Frauen von Matthes dem Köhler, Zunder-Matthes und Karten-Matthes Thranenweier, 27. Juli 1792 Im Köhlerdorf Thranenweiher wurde am 27. Juli 1792 die Frau des Köhlers Matthes Kremer, von Räubern einer Hochwaldbande überfallen und schwer verletzt. Die Fakten sind im Prozessbericht festgehalten. Sie hieß Maria Schell, so wie die Schauspielerin, die an der Seite von „Schinderhannes“ Curd Jürgens im Jahre 1958 dessen Geliebte Juliane Blasius, bekannt als „Julchen“, spielte. So wie „Julchen“ mag die unglückliche Köhlerfrau ihre Träume gehabt haben! Eine Legende erzählt, dass der alte Weiher des Köhlerdorfes durch die Tränen Kriemhilds um ihren Mann Siegfried entstanden ist. Eine Legende, die bis heute nichts von ihrem Zauber verloren hat! Die Erzählung berichtet von der mörderischen Attacke aus dem Erleben der drei Ehefrauen: der Köhlerfrau Maria Kremer geb. Schell, der Hausierer-Ehefrau Margaretha Damm und der Frau des Kartenspielers, Maria Magdalena Würz. Historische Erzählung
Keine Beute für den Hasenfritz Von Gielert bis Hambach, Johannisnacht 1843 Friedrich Röder ist der letzte Wilddieb des Hochwaldes, von dessen Festnahme berichtet wird. Den Sohn aus dem wohlhabenden evangelischen Eichenwald-Dorf der Böttcher und der Küfer, Gielert bei Thalfang, machte seine Familiengeschichte zum katholischen Außenseiter; die Umstände seiner Zeit machten ihn schließlich zum geduldeten „Hintersassen“ in der Baracke am Gielerter Sauerbrunnen. Von dort aus rannte er in der Nacht des 24. Juni 17 Kilometer weit durch den Hochwald, um seine Familie, bestehend aus seiner dritten Ehefrau Rosa und den sieben Kindern – Geschwister, Halbgeschwister, Stiefgeschwister - mit Nahrung zu versorgen. Bei sich trug er zwei Beutelchen Schrot, sechs Kugeln, dazu Zündhütchen, Pulverhorn und ein Stück Brot. Am Hambacher Sauerbrunnen rannte er direkt in die Arme des dortigen Forstbeamten Franz Löblein, der ihn an sein Pferd band und nach Birkenfeld zum Verhör brachte. Franz Löblein plagte seinerseits die eigene Verantwortung und die Gefahr für Leib und Leben seiner Familie: „Fast auf jedem Reviergang, zur Tages- oder Nachtzeit, hörte das Forstpersonal in diesen Jahren Schüsse durch den Wald hallen. Eine Schon- und Hegezeit kannten die Wildererbanden nicht.“ Dazu kamen die sich häufenden Attacken gegen die Förster und ihre Ehefrauen im Hochwald. Aber solch einen schneidigen Räuber hatte Löblein eben nicht gefangen … Franz Löblein ist der Großvater des Arztes Otto Löblein (vgl. „Helden“, S. 131 Historische Erzählung
Der Fall Leideneck, Oktober 1868 Ganze acht Zeilen finden sich in der Leidenecker Kirchenchronik zu dem „Fall“, der dieser Erzählung zugrunde liegt. Diese Zeilen stammen aus der Feder von Pfarrer Julius Schulz aus Mülheim/Ruhr, der erst ein halbes Jahr zuvor die Pfarrei übernommen hatte und Leideneck von seinem Wohnort Kappel aus mitbetreute. Im Pfarrbericht vom 14. Januar 1869 schreibt er unter Punkt 14 – „Sittlicher Zustand der Gemeinde“ - davon, dass „ein Mädchen aus Michelbach, das (…) zur Magd diente, zu Fall gebracht“ worden sei. Der Verführer sei bezeichnet, jedoch nicht ermittelt worden. Die Tatsache, dass der Pfarrer den Namen der Magd und ihres Dienstherrn verschweigt, lässt den Schluss zu, dass der „bezeichnete Verführer“ und der Täter nicht identisch waren. Es ist möglich, dass unter Zuhilfenahme der in den Baracken am Ortsrand lebenden katholischen (wallonischen) Wanderarbeiter, Hausierer und Schieferbrecher der wahre Täter aus dem Dorf geschützt werden sollte. 1864 zählte Leideneck weniger als 320 Einwohner, 30 davon waren katholisch. Sie lebten als verachtete „Hintersassen“ und Wanderarbeiter in den Baracken. Der Erzählung beruht auf dem Eintrag im Pfarrbericht vom 14. Januar 1869. Die Geschichte selbst ist erfunden. Historische Erzählung
Rosel muss zum Zahnarzt Rhaunen, Oktober 1943 Rosel, damals 10 Jahre alt, lebt bis heute in Rhaunen. 1943 musste sie zum Zahnarzt runter nach Kirn. Wie kommt ein kleines Mädchen alleine hin – und wieder zurück? Eine wahre Geschichte, erzählt von Rosel Draeger. Erzählung
Helden Rino Barbetti, „Badoglio“, und Major Dr. Otto Löblein, Arzt Birkenfeld / Nohfelden, September 1944 bis April 1945 Rino Barbetti war einer der italienischen Soldaten, die nach dem Überlaufen des Generals Badoglio vom Faschismus zu den Alliierten in Griechenland in deutsche Gefangenschaft gerieten. In den deutschen Stammlagern wurden italienische Gefangene neben den Russen, für die weitaus schlimmere Sonderbedingungen galten, verachtet. So auch im STALAG XII D in Trier. Man nannte sie „Badoglios“, nach General Pietro Badoglio, der nach dem Sturz Mussolinis Italien mit den Alliierten verbündete. Es ist Tochter Ida Barbetti aus Florenz zu verdanken, dass ich diese Geschichte recherchieren und aufschreiben konnte. Sie wandte sich im Jahre 2018 an die Arbeitsgruppe des Heimatkundevereins Birkenfeld. Ahnenforscher Eberhard Stumm suchte sodann per Veröffentlichung in der Nahe-Zeitung den Lebensretter von Ida Barbettis Vater. Sein Name: Dr. Otto Löblein aus Hattgenstein, wohnhaft in Nohfelden. Der Neffe Löbleins, Egon Löblein aus Hattgenstein, vertraute mir Einzelheiten über seinen Onkel sowie den von Eberhard Stumm zusammengestellten Stammbaum an, dazu kamen Fundsachen im Nohfeldener Haus: versteckte Kammern, einziehbare Stiegen, nicht zuletzt Fotos, die mir von den Hauskäufern, Familie Jank, zur Verfügung gestellt wurden. Ida Barbetti schickte Fotos von allem, was der Vater aufbewahrt hatte: Essensmarken, Kleidungsstücke, die Votivkärtchen, die ihm beim täglichen Flehen im Gebet halfen. Mithilfe des „Forums der Wehrmacht“ fand ich den entscheidenden Hinweis darauf, wie es Dr. Löblein gelungen war, Rino Barbetti sowie zwei Franzosen und eine Russin den Krieg überleben zu lassen: Das Dokument der „Umverpflichtung“. Nicht zuletzt wird die Recherche durch Erinnerungen von Zeitzeugen ergänzt. Recherche
„Was hot dehr am Hunsrück?“ Angekommen im 21. Jahrhundert: Die neue Heimat Der Hunsrück ist „Provinz“ – aber eine kosmopolitische Provinz! Von Homogenität kann nicht die Rede sein! Dennoch scheint der Hunsrück in besonderer Weise identitätsstiftend zu sein. Jemand, der sich mit dieser Frage beschäftigt hat, ist der Hunsrück-Schriftsteller Josef Peil. Von ihm stammt die Formulierung: „Was hot dehr am Hunsrück?“ „Vielfalt ist der Nährboden dieser Heimat, Vielfalt haben Hunsrücker in ihren Genen. Hunsrücker können viel geben, weil sie im Laufe der Geschichte so viel erhalten und bewahrt haben“, sagt er. Man kann als „ewiger Gast“ hier leben. Man kann aber auch „den Hunsrück leben“. Dafür gibt es hundert Beispiele – ich habe mich mit vier davon begnügt. Reportage