DIE WELT: Salmen Gradowskis in jiddischer Sprache verfasste Aufzeichnungen sind ein einzigartiges Dokument und literarisches Zeugnis.
Neue Zürcher Zeitung: Mit seiner funkelnden Prosa schuf Gradowski eines der grössten Monumente der Shoah. Es verdient die allerweiteste Verbreitung.
Deutschlandfunk Kultur: Der polnische Jude Salmen Gradowski war Mitglied des Sonderkommandos in Auschwitz. Seine heimlich geschriebenen Lagerberichte sind Zeugnisse über den Holocaust, die sprachlos machen. Die Veröffentlichung ist ein Glücksfall.
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft: Mit der ganz außerordentlichen Edition von Gradowskis Schriften zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz hat der Jüdische Verlag im Suhrkamp Verlag ein unübersehbares Zeichen gesetzt. Die Shoah ist für nicht geschichtsvergessene Deutsche eine immerwährende Aufforderung, sich an ihr abzu arbeiten.
Die Zertrennung
Aufzeichnungen eines Mitglieds des Sonderkommandos
von Salmen Gradowski, herausgegeben von Aurélia Kalisky, übersetzt von Miriam Trinh und Almut SeiffertSalmen Gradowski war ein Mitglied des »Sonderkommandos« von Auschwitz – jener Gruppe (nicht nur) jüdischer Häftlinge, die die Opfer in die Gaskammern begleiten und deren Körper nach der Vergasung verbrennen mussten. Einige von ihnen notierten das Verbrechen in allen Einzelheiten und vergruben ihr Zeugnis auf dem Lagergelände. Der erste, unvollständige Teil von Gradowskis Aufzeichnungen, in einer Flasche versteckt, wurde 1945 auf dem Gelände des Vernichtungslagers Birkenau von Soldaten der Roten Armee gefunden und 1969 in Warschau erstmals veröffentlicht. Den zweiten Teil – in einer Dose versteckt – verkaufte ein polnischer Finder dem in Auschwitz lebenden Chaim Wollnerman, der 1947 nach Palästina auswanderte und das Zeugnis erst 1977 im Privatdruck veröffentlichte. Sämtliche Texte Gradowskis erscheinen hier erstmals vollständig in deutscher Übersetzung.
Gradowskis Zeugnis ist von einer fast unerträglichen Akribie und Sprachkraft. Inmitten der Katastrophe, die er durchlebt, in dem Bewusstsein, sich nur an Gott und an eine Nachwelt richten zu können, versucht Gradowski, die eigene und die kollektive Erfahrung der Judenvernichtung als Menschheitsgeschehen zu deuten. Um der unversöhnlichen Trauer Stimme zu geben, greift er zurück auf das liturgische Repertoire wie Klagelieder oder apokalyptische Schriften, aber auch auf neujiddische Poesie. Die Vereinigung von literarischem Dokument und historischem Zeugnis macht Gradowskis Aufzeichnungen einzigartig.