Kinder- und Jugendpsychiatrie im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit | Zur Geschichte ihrer Konsolidierung | ISBN 9783662498064

Kinder- und Jugendpsychiatrie im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit

Zur Geschichte ihrer Konsolidierung

herausgegeben von Heiner Fangerau, Sascha Topp und Klaus Schepker
Mitwirkende
Herausgegeben vonHeiner Fangerau
Herausgegeben vonSascha Topp
Herausgegeben vonKlaus Schepker
Buchcover Kinder- und Jugendpsychiatrie im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit  | EAN 9783662498064 | ISBN 3-662-49806-5 | ISBN 978-3-662-49806-4
“... ist das Buch eine genauestens recherchierte und detailreich referenzierte Illustration der Entwicklungsgeschichte einer Fachgesellschaft im Allgemeinen. ... Das Buch ist ein Beispiel der Selbstorganisation in einem komplexen System und in diesem Sinn auch für die heutige Zeit in hohem Maße relevant ... Ein fachlich gelungenes und gut lesbares Werk mit vielen Originaldokumenten - jedem zu empfehlen, der sich mit unserer gemeinsamen Organisationsgeschichte näher beschäftigen möchte.” (A. Artlich, in: Monatsschrift Kinderheilkunde, Heft 4, 2018)

Kinder- und Jugendpsychiatrie im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit

Zur Geschichte ihrer Konsolidierung

herausgegeben von Heiner Fangerau, Sascha Topp und Klaus Schepker
Mitwirkende
Herausgegeben vonHeiner Fangerau
Herausgegeben vonSascha Topp
Herausgegeben vonKlaus Schepker

Dieses Buch dokumentiert Ergebnisse eines von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e. V. (DGKJP) geförderten Forschungsprojektes zur Entstehungsphase der kinder- und jugendpsychiatrischen Fachgesellschaft. Hinzu treten weitere Beiträge zur Vorgeschichte und den Grenzgebieten des Faches im deutschsprachigen Raum.

Mit der Erhellung bislang unklar gebliebener Zusammenhänge kann die Geschichte der Fachgesellschaft so auf eine neue Basis gestellt werden. Diese Perspektive wird erweitert durch den Einbezug zusätzlicher Quellenbestände, die Zeitzeugenberichte ebenso erfassen wie Patientenakten und verschiedene zeitgenössische Dokumentationen.

Nach ersten Ansätzen für eine spezifische auf das Kindesalter gerichtete Psychiatrie in der Weimarer Republik wurden führende Vertreter wie Franz Kramer und Ruth von der Leyen nach 1933 aus der Szene verdrängt, andere wie Paul Schröder und Werner Villinger rückten in Spitzenfunktionen des Faches vor. Pädiater und besonders Psychiater rangen dabei um Kontrolle in der entstehenden Disziplin. In Kooperation von Vertretern des Reichsgesundheitsamtes, der NS Lehrerbund Fachschaft V, den Sonderpädagogen und den führenden Fachvertretern entstand 1940 in Wien die „Deutsche Gesellschaft für Kinderpsychiatrie und Heilpädagogik“ (DGKH). Die drei Vorsitzenden der DGKH waren an der Umsetzung der rassenhygienischen Zwangssterilisation und zwei von ihnen an der sogenannten Euthanasie-Aktion beteiligt.

Nach 1945 re-etablierten sich die Akteure schnell wieder in Jugendhilfe und Fürsorgeerziehung und bauten ihre Fachpositionen weiter aus. In Marburg fand 1950 die Wiedergründung der Fachgesellschaft als „Verein für Jugendpsychiatrie, Heilpädagogik und Jugendpsychologie“ statt (1952 eingetragen im Amtsregister Marburg als „Deutsche Vereinigung für Jugendpsychiatrie“). Mit einer zumindest teilweisen Kontinuität des selektiven Denkens prägten Werner Villinger als Vorsitzenderund Hermann Stutte als Schriftführer langfristig die Entwicklung des jungen Faches.

Die Erforschung der deutschsprachigen Kinder- und Jugendpsychiatrie nach 1945 steht erst am Anfang. Die hier vorgelegten Forschungsergebnisse liefern bereits Anhaltspunkte zur Aufklärung von vielfachen Gewalt- und Missbrauchserfahrungen von Patienten in psychiatrischen Einrichtungen der Nachkriegszeit.