Überzeugen von Alfons Reckermann | Rhetorik und politische Ethik in der Antike | ISBN 9783787334384

Überzeugen

Rhetorik und politische Ethik in der Antike

von Alfons Reckermann
Buchcover Überzeugen | Alfons Reckermann | EAN 9783787334384 | ISBN 3-7873-3438-6 | ISBN 978-3-7873-3438-4
Leseprobe
„Das Buch erweckt wegen des behandelten Stoffes den Anschein, aus der Zeit gekippt zu sein. Doch es ist so voller Gegenwartsbezüge, dass der Autor dies in der Einleitung durchaus selbstbewusst hätte herausstellen können.“ Wolfgang Hellmich, Neue Zürcher Zeitung
„Das Buch wird durchweg seinem Anspruch gerecht, eine Darstellung der politischen Ethik der griechischen Rhetorik zu geben. Dem Autor gelingt es, die großen Linien nachzuverfolgen und zu einem schlüssigen Gesamtbild zu bündeln, wobei das Ergebnis nicht nur inhaltlich überzeugt, sondern durchweg auch Lesevergnügen bietet. Reckermanns Stärke sind aber die Einzelinterpretationen zentraler Passagen zur politischen Ethik: von Solons Eunomia-Elegie, über die Reden, die Thukydides Perikles in den Mund gelegt hat, wie zum Beispiel dem epitaphios logos, bis hin zu ausgewählten Kunstreden des Isokrates. Selbst häufig traktierten Texten vermag er neue Seiten abzugewinnen.“ Jan Timmer, sehepunkte Ausgabe 20 (2020), Nr. 1

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Rhetorik und politische Ethik in der Antike

von Alfons Reckermann
In diesem Buch geht es um den Beitrag, den die antike Rhetorik zum normativen Selbstverständnis der Polis und zur politischen Ethik ihrer Zeit leistete. Anders als im neuzeitlichen Kontraktualismus gilt für die antike Ethik die überzeugende Rede als einzige Kraft, die bei besonnenem »Gebrauch« individuelles und kollektives Handeln auf gegenseitige Verständigung einzustellen und durch die Begründung einer rechtlichen Ordnung den Naturzustand roher Gewalt zu überwinden vermag. In Absetzung von der Sophistik profiliert sich die Rhetorik als Alternative insbesondere zur platonischen, jedoch auch zur aristotelischen Philosophie. Der Autor behandelt u. a. die Polis-Ethik des Isokrates, ihre Vorformen bei Solon und Aischylos sowie ihre Parallele bei Xenophon. Herodot, Thukydides und Aristoteles verdeutlichen darüber hinaus Probleme ihrer »Implementierung« und zeigen, dass ihrer Wirkungsmöglichkeit durchaus auch Grenzen gesetzt sind. Dabei geht es um die sozialen Folgen von Gewalt und Überzeugungskraft, das Verhältnis von Verfassungsordnung und Außenpolitik sowie die Herstellung von »Bürgerfreundschaft « als Voraussetzung einer erfolgreichen Verbindung von Macht und Recht. Dank ihrer Verzahnung von Individual- und Institutionenethik und ihrer Kritik an Versuchen, politische Verhältnisse auf der Grundlage eines epistemisch begründeten Gerechtigkeitswissens in der Orientierung an transpolitischen Normen zu gestalten, ist die rhetorisch fundierte Ethik für ein modernes Verständnis demokratischer Politik, die auf öffentliche Rede und eine belastungsfähige Streitkultur angewiesen ist, von Bedeutung.