Clone-City von Brigitte Tietzel | ISBN 9783847625599

Clone-City

von Brigitte Tietzel
Buchcover Clone-City | Brigitte Tietzel | EAN 9783847625599 | ISBN 3-8476-2559-4 | ISBN 978-3-8476-2559-9
Leseprobe

Clone-City

von Brigitte Tietzel
Clone-City
Im Jahr 2064 wendet sich ein geklonter Mann in der Stadt „Co-lone“ (ehemals Köln, dann Cologne) an einen Journalisten, um ihm sein Leben zu erzählen. Man ahnt in „Co-lone“ zu dieser Zeit, dass geheime Experimente an menschlichen Klonen durchgeführt werden, was aber von offizieller Seite geleugnet wird. Nachforschungen in dieser Richtung sind lebensgefährlich. Betroffene werden konsequent verfolgt und ausgeschaltet.
Der Journalist ist ein Produkt seiner Zeit, 28 Jahre alt, und wie alle Zeitgenossen, im Reagenzglas gezeugt. Er hat als so genannter Schönschreiber eine Nische in seinem Zeitungsverlag gefunden. Er besitzt die Fähigkeit, durch seine Artikel auf eine der Regierung angenehme Weise die Menschen gleichzeitig zu berühren und zu beruhigen. Er ist zufrieden mit sich und seiner Arbeit. Er ist außerdem mit einer ehrgeizigen und tüchtigen Frau verheiratet. Es ist abzusehen, dass die beiden bald die Erlaubnis zur Fortpflanzung erhalten werden.
Beunruhigend im Leben des Journalisten wirken sich hin und wieder Erinnerungen an eine längst vergangene Welt aus, die er durch Erzählungen seiner Großmutter kennen gelernt hat. Diese ist seit langem verstorben. Die negativen Auswirkungen solcher Erinnerungen auf sein Gemüt schienen weitgehend überwunden zu sein. Doch die Begegnung mit dem Klon lässt alte Bilder wieder hochkommen.
Fragen nach der natürlichen oder gezielten Fortpflanzung, nach Liebe zwischen den Menschen, nach Achtung vor dem Individuum, werden durch diese Begegnung ebenso aufgeworfen, wie die Frage, was ein Menschenleben überhaupt noch wert ist, wenn man es beliebig klonen und durch gezielte Genmanipulationen Einfluss auf äußere Gestalt, Charaktereigenschaften oder gewünschte Fähigkeiten einer Person nehmen kann. Erschreckend scheint dem Journalisten auch die Möglichkeit, Menschen nicht nur einmal zu klonen, sondern beliebig viele Exemplare von einer „Sorte“ herzustellen (etwa für militärische Zwecke). Es erhebt sich die Frage nach dem Ziel solcher Machenschaften. Was ist der tiefere Sinn dieser Versuche?
Offen bleibt die Frage, ob man auch das Bewusstsein klonen könne. Das Leben des Klons ist zerbrochen am Zwang zur identischen Wiederholung des Lebens seines Bruders, des „Originals“. Viel zu spät erkennt er, dass er trotz allem ein Individuum ist.
Solche Überlegungen entfremden und entfernen den Journalisten von der Welt, in der er bisher scheinbar ganz gut gelebt hat. Er bemerkt, dass Dinge um ihn herum geschehen, die ihn nachhaltig verstören, bis hin zu der Erkenntnis, dass Menschen bereits offensichtlich durch ihre eigenen Klone ausgetauscht werden.
Als der Klon vor den Augen des Journalisten vernichtet wird und er sich um dessen Frau kümmert, verliebt er sich in sie und erlebt mit ihr Gefühle, die er nicht für möglich gehalten hätte. Zu spät, denn auch sie ist bereits geklont. Er will mit ihr fliehen, glaubt, alles hinter sich lassen zu können. Dabei verliert er völlig jeglichen Bezug zur Realität. Er ist längst einbezogen in den großen Plan, alle, die nicht hundertprozentig funktionieren, im Sinne der Regierung umzugestalten: Clone-City.
Auch der Journalist wird dem Horror nicht entkommen.