Wille und Gehirn von Hans H. Kornhuber | ISBN 9783849814380

Wille und Gehirn

von Hans H. Kornhuber und Lüder Deecke
Mitwirkende
Autor / AutorinHans H. Kornhuber
Autor / AutorinLüder Deecke
Buchcover Wille und Gehirn | Hans H. Kornhuber | EAN 9783849814380 | ISBN 3-8498-1438-6 | ISBN 978-3-8498-1438-0
Leseprobe 1
[.] Der Wille sei, so die Autoren, Grundlage für Kreativität und Freiheit sowie das herausragende Merkmal des heutigen Kulturmenschen. [.] ein Leckerbissen für Freunde anspruchsvoller wissenschaftlicher Literatur. [.]In „Wiener Zeitung“ (16.10.2007)[.] Das Buch der renommierten Neurologen Kornhuber und Deecke zeigt [.] dass es eine (relative) Freiheit des Willens sehr wohl gibt und worin diese begründet ist. In „neue horizonte“ (Heft 5/2007)[.] Im Buch „Wille und Gehirn“ haben [Kornhuber und Deecke] nun ihre Argumente und Gedanken zusammengestellt. Herausgekommen ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Willensfreiheit [.] – und ein Parforceritt durch die Geistesgeschichte. [.] Es gibt ihn also, den freien Willen. Und geht es nach Hans Helmut Kornhuber und Lüder Deecke, dann sei es höchste Zeit, verantwortungsvoller mit ihm umzugehen [.]Doris Helmberger in „Die Furche“ (Nr. 1, 03.01.2008)[.] Die Quintessenz dieses sehr informativen, [.] allgemein verständlich geschriebenen und von einer umfassenden [.] humanistischen Bildung seines Verfassers zeugenden Buches ist: Die Willensfreiheit ist keine Illusion, sondern eine evolutionär entstandene Verhaltenspotenz des Menschen, die seine Kulturfähigkeit begründet, aber es gibt sie nur in Graden und nicht ohne Anstrengung. Das Buch kann allen Philosophen, Theologen, Naturwissenschaftlern und interessierten Laien wärmstens empfohlen werden, die skeptisch gegenüber den Meinungen der Leugner der Willensfreiheit sind und eine ausgewogene und wohlbegründete Antwort auf die viel diskutierte Frage suchen, ob und wie frei der Mensch in seinen Entscheidungen ist. Dr. Volker Johst in „Naturwissenschaftliche Rundschau“ (Januar 2008)Vollständig unter: http://www. naturwissenschaftliche-rundschau. de/navigation/buchtipps/buchbest. htm#bastian_oberlausitzer_heide0Haben wir Willensfreiheit? Dies ist eine brisante Frage, die zur Zeit in den verschiedensten Disziplinen von der Neurobiologie über die Psychologie und Philosophie bis hin zur Jurisprudenz diskutiert wird. Die Neurobiologen Univ.- Prof. Dr. Lüder Deecke (ehem. Leiter der Univ.- Klinik für Neurologie, AKH Wien) und Prof. Hans Helmut Kornhuber (Ulm) legen mit ihrem neuen Buch „Wille und Gehirn“ (Edition Sirius) den multidisziplinär fundierten Versuch vor, eine neurobiologisch, psychologisch und philosophisch-kulturtheoretisch begründete Freiheitstheorie mit einer Willenstheorie der „vernünftigen Selbstführung“ zu verbinden. In „People. Menschen und Medizin im Wiener AKH“, 1/2008[.] Das Werk legt einen multidisziplinär fundierten Versuch vor, eine neurobiologisch, psychologisch und philosophisch-kulturtheoretisch begründete Freiheitstheorie mit einer Willenstheorie der „vernünftigen Selbstführung“ zu verbinden. [.] Das spannende Buch ist für alle LeserInnen empfehlenswert, die eine umfassende und umsichtig ausdiskutierte Antwort auf das Problem der Willensfreiheit schätzen. Buchtipp in „Ärzte Krone. Fachmagazin für Ärzte“, Wien (02.08.2008)Dieses Buch bezieht Stellung. Es verteidigt die menschliche Freiheit und den freien Willen gegen den Determinismus, gegen eine sich immer weiter verbreitende Meinung, die Hirnforschung zeige, dass sich der Mensch nicht frei entscheiden könne. Und es tut dies mit philosophischen und neurobiologischen Überlegungen. Für gebildete Laien geschrieben, ist es glücklicherweise nicht eines der modischen, marktschreierischen Pop-Bücher zur Hirnforschung. Dafür bürgen schon die Autoren: Hans Helmut Kornhuber aus Ulm, 80 Jahre alt, Lüder Deecke aus Wien, 70 Jahre, beide emeritierte Neurologie-Professoren. In Form eines langen Essays haben sie als grands seigneurs ihrer Disziplin in diesem Buch ein Manifest ihres Denkens niedergelegt. Seine Quintessenz ist vielleicht ein kurzer Satz: „Im Menschenleben kommt es auf Ethisches an.“ [.] Der Mensch ist also nicht einfach seinen Impulsen ausgeliefert, so lautet diese Botschaft. Zwar entstehen sie unbewusst und unwillkürlich, aber er kann sich zu ihnen verhalten und er hat das Vermögen, Entscheidungen zu fällen. [.] Kornhuber und Deecke [.] vertreten die Werte des christlichen Abendlandes wie Mitgefühl, Selbstkontrolle, Sittlichkeit, Kreativität, Unabhängigkeit des Denkens, Willenskraft. [.] Das Gehirn gibt dem Menschen die Fähigkeit des Wollens. Er kann sie zum Wohl seiner selbst und der anderen nutzen, aber auch zur Zerstörung. Das ist nicht vorgegeben. Wohl aber, so meinen die Autoren, die Fähigkeit, etwas dafür zu tun, seine Freiheit zu erweitern, Einsichten zu bilden und eine vernünftige Selbstführung zu lernen. Ulfried Geuter in „ORF (Ö1, Dimensionen)“ am 11.4.08 und im BR 2 (Kultur) am 12.04.08[.] Das Buch ist, der Natur humanen Willens entsprechend, auch ein ethisches Werk. Es gibt einen menschlichen Adel [.], auch bei einfachen Menschen, der aus langem, gutem Willen kommt. [.] Dieses, durch ein sehr detailliertes Literatur- und Sachverzeichnis (über 300 Titel und ca. 600 Stichworte) und Personenregister (ca. 260 Namen) abgeschlossene Buch ist ein respektables Werk, Summe eines Lebens als Forscher und Arzt, dabei lesbar, spannend, konzis und preiswert. G. Huber in „FDN – Fortschritte der Neurologie – Psychiatrie“ (2008; 76)[.] Kornhuber und Deecke bezichtigen Skeptiker der Willensfreiheit wie Roth und Singer der Propaganda für einen Totaldeterminismus und stellen ihnen einen Ansatz entgegen, der einen aus der Gehirnaktivität entspringenden freien Willen als eine Grundvoraussetzung des menschlichen Zusammenlebens und der Entwicklung des Individuums ansieht. Die Autoren bedienen sich hierbei eines beeindruckend breiten Wissensspektrums, welches von der Philosophie über die Evolutionsbiologie zu klassischen Läsionsstudien und zu ganz aktuellen Studien unter Nutzung von funktionaler Bildgebung reicht. [.] [Die] Präsentation in der Art eines Essays, welches die Grenzen der Disziplinen oft durchbricht, [ermöglicht] das Aufscheinen unerwarteter Zusammenhänge und neuer Impulse auch für das eigene Denken. [.] Unstrittig ist [.], dass „Wille und Gehirn“ dem Leser, der sich für die aktuelle Debatte um die Willensfreiheit interessiert, eine fundierte, anspruchsvolle und überaus anregende Lektüre bietet. Christian Fiebach in „Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie“, Heft 3/08[.] Philosophisch und theologisch Denkende werden in diesem Buch besonders angesprochen; denn es werden nicht nur Ergebnisse biologischer und besonders neurophysiologischer Forschung mitgeteilt, sondern es kommen philosophische und theologische Positionen zur Willensfreiheit und Willensbildung mit zur Sprache. [.] Naturwissenschaftliche Erkenntnisse schließlich, die [nach Kornhuber/Deecke] bereits gehirnphysiologisch Möglichkeiten aufzeigen für die natürliche psychische Dynamik und Selbstbestimmung des menschlichen Willens, könnten [.] ein menschenfreundliches theologisches Prinzip unterstützen, das im Anschluss an Thomas von Aquin sich so formulieren lässt: „Gnade setzt die Natur voraus, erhebt und vollendet sie jedoch.“Johannes Schlageter in „Wissenschaft und Weisheit“ (1 / 2008)Die [.] Schrift ist in der vorgegebenen Richtung aus der gemeinsamen über Jahrzehnte fortgeführten Arbeit beider Autoren hervorgegangen. 1964/65 hatten [Kornhuber und Deecke] nach neurophysiologischen Entsprechungen vor willentlichen Handlungen ein Bereitschaftspotential gefunden, das der frontomedial gelegenen motorischen Supplementärarea zugeordnet werden kann. [.] Die [.] Schrift hat den immer wieder anders und in anderen Grenzen verstandenen Willensbegriff sehr weit gefasst. Sie hat das dazu aus philosophischer, theologischer, psychologischer, neurowissenschaftlicher wie evolutionsbiologischer und menschenkundlicher Sicht Gesagte mit Ergebnissen eigener Forschung und den engagiert vorgetragenen eigenen Überzeugungen verknüpft [.] Der so fundierte Wille ist nicht der absolute freie Wille. Man könnte bei der von [K. u. D.] verteidigten Willensfreiheit [.] von bedingter Freiheit sprechen [.]W. Janzarik in „Der Nervenarzt“ (5 / 2008)[.] Das Buch sei allen empfohlen, die eine redliche Deutung des freien Willens suchen. Franz Feiner in „Zeitschrift für Integrative Gestaltpädagogik und Seelsorge“ (Oktober 2008)[.] Am „Deutungs-Schicksal“ des Bereitschaftspotentials der Ulmer Hirnforscher zeigt sich, dass weltanschauliche Motive immer noch erstaunliche ethische Konsequenzen haben können. „Freier Wille“ oder nicht – das hat Auswirkungen auf unsere Existenz bis hinein in unsere Gerichtssäle. Friedrich Schaller in „Wiener Zeitung“ (20.09.2008)Die weltweiten Debatten zur Willensfreiheit über die Libet-Experimente zur Willensfreiheit unterschlagen gern, was Benjamin Libet nicht vergißt: Der Entdecker des sogenannten Bereitschaftspotentials ist der Neurologe Kornhuber, der in seiner Studienzeit bei Karl Jaspers und Kurt Schneider auch mit Philosophie vertraut geworden ist. In der vorliegenden Studie stellt er aus profunder Kenntnis der neuen Hirnforschung zunächst seine eigenen Ansichten zur Frage der Willensfreiheit vor und nimmt zusammen mit seinem ehemaligen Mitarbeiter zu den neueren Debatten dezidiert Stellung. Gegen die vehementen Einwürfe eines Gerhard Roth und vor allem Wolf Singer erklärt er den Willen zu einer 'vernünftigen Selbstführung des Menschen', der der 'Grundlage von Energie, Wachheit usw. und vielen Gehirnfähigkeiten' bedarf. Daß er den Willen auf eine 'komplexe, umfassende Hirnfunktion' bezieht, überzeugt. [.] In der Regel formuliert Verf. aber vorsichtig[], beispielsweise wenn er dem Frontalhirn eine führende Rolle zuspricht. [.] Und die These, diese Rolle entgehe den bildgebenden Verfahren, z. B. der funktionalen Kernspintomographie, weil deren zeitliche Auflösung zu gering sei, erscheint als zumindest plausible Hypothese, deren Diskusssion man bei den neurowissenschaftlichen Diskussionen vermißt. - Der Philosoph liest diese Studie mit Gewinn, sogar Vergnügen, wenn er selbst zu einer Gegenposition neigt. Denn er sieht, daß mache neurologische Kritik an der Willensfreiheit voreilig erfolgt. Philosophen sind gewohnt, Ergebnisse der Hirnforschung zur Kenntnis zu nehmen. Kornhuber zeigt, daß man sie keineswegs freiheitsskeptisch lesen muß; gewichtige Gründe sprechen sogar dagegen. O. H. in „Zeitschrift für philosophische Forschung“ (2009, Heft 1)[.] „Wille und Gehirn“ ist eine Muss-Lektüre. [.] Die ungekürzte Lektüre der gesamten Argumentation muss jedem am Thema Interessierten dringend nahegelegt werden: ein bemerkenswertes und überaus wichtiges Buch. Martin C. Petrowsky in „Der literarische Zaunkönig“ (1/2009)[.] Die Neurowissenschaftler Kornhuber und Deecke zeigen mit ihren umfassenden Ausführungen zur Neurobiologie von Willensakten und ihren zerebralen Grundlagen, die zudem noch mit evolutionsbiologischen und umfänglichen kulturgeschichtlichen Argumenten unterfangen werden, dass der präfrontal zu verortende Wille die Funktion „strategischer Selbstführung“ hat. [.]Lotti Müller in „psycho-logik. Das Jahrbuch für Psychotherapie, Philosophie und Kultur“ (Mai 2009)[.] Das Buch ist eine wichtige, nötige Horizonterweiterung in einer bisweilen künstlich geführten Debatte. [.] Ein gut geschriebenes, hochengagiertes Plädoyer [.] für die Existenz von Willensfreiheit und ein Versuch, zu einem hirnsystemischen Begreifen der Funktion von Willensfreiheit beizutragen. Wer sich für die Frage nach der Willensfreiheit aus neurophysiologischer Sicht interessiert, dafür, welche Rolle Sinn, Sinnglück und Motivation für die Selbstbestimmung spielen, und ein unaufgeregt und gleichwohl souverän geschriebenes Buch lesen möchte, dem sei dieser Band ans Herz gelegt. Wer in der aktuellen Debatte um Willensfreiheit mitreden möchte, für den ist das Buch Pflicht-Lektüre. Mit insgesamt sieben Abbildungen, die in Legenden ausführlich erklärt sind, ist das Buch eine Freude für alle Sinne. Dafür sei den Autoren herzlich gedankt. Hans Rudi Fischer in „Familiendynamik. Systemische Praxis und Forschung“ (Heft 3 / 2009)[.] [F]alls die Freiheit [des Willens] eine bloße Illusion wäre, würde jede Rede von rechtlicher Verantwortung obsolet werden, auf die das Recht in vielfältiger Weise rekurriert. Auf das Strafrecht bezogen steht außer Zweifel, dass man in diesem Falle Abschied vom Schuldstrafrecht und damit auch vom Zusammenhang von Schuld und Strafe nehmen müsste. [.] Gegen diese Positionen der Hirnforscher, die die vollständige Determiniertheit des menschlichen Handelns behaupten, ist [.] eine Fülle von kritischen Argumenten vorgebracht worden. [.] Es gehört [.] zu den Aufgaben der Hirnforschung, diese naturalen Bedingungen des Handelns in all ihrer Komplexität zu untersuchen, ohne dabei in einen naturalistischen Reduktionismus zu verfallen, der die Freiheit des Willens für obsolet erklärt. Dieser Aufgabe widmen sich die Verfasser des vorliegenden Buches [.] auf vorbildliche Weise. [.] Die naturwissenschaftliche Kompetenz der Autoren ist verbunden mit philosophischen, psychologischen und kulturhistorischen Interessen, die die Gewähr bieten, dass die Thematik auf eine offene, die naturwissenschaftliche Perspektive anerkennende, sie aber gleichwohl auch überschreitende Weise behandelt wird. [.] Am Schluss des Buches findet sich folgender bedenkenswerte Satz: „Dass Willensfreiheit physische Grundlagen hat, widerlegt sie nicht, sondern macht sie wirklich.“ Wenn es Aufgabe der Hirnforschung sein sollte, durch ihre Erkenntnisse einen Beitrag zur Wirklichkeit der Freiheit zu leisten, wäre eine Plattform für ein fruchtbares interdisziplinäres Gespräch gegeben. Das vorliegende Buch gibt dafür wertvolle Anregungen. Gerhard Luf in „Juristische Blätter“ (Heft 11, 2009)

Wille und Gehirn

von Hans H. Kornhuber und Lüder Deecke
Mitwirkende
Autor / AutorinHans H. Kornhuber
Autor / AutorinLüder Deecke
„There is a delightful parallel between these impressively simple experiments and the experiments of Galileo Galilei who investigated the laws of motion of the universe with metal balls on an inclined plane.“ („Es besteht eine reizvolle Parallele zwischen diesen imponierend einfachen Experimenten und den Versuchen Galileo Galileis, der die Gesetze der Bewegungen des Universums mit Metallkugeln auf einer schiefen Ebene untersuchte.“)
So urteilte Sir John Eccles, der Nobelpreisträger für Medizin des Jahres 1963, über das 1964/65 von Kornhuber und Deecke entdeckte Bereitschaftspotential (BP), ein Hirnpotential, das vor selbst-initiierten Willkürbewegungen und Handlungen, wie wir sie alle täglich machen, auftritt.
Diese Entdeckung des auch im Englischen so genannten bewegungsvorbereitenden Hirnpotentials hat viel bewegt: Der Begriff ‚Wille‘ – der bis 1965 aus der psychologischen Literatur so gut wie verschwunden war – kehrte in die wissenschaftlichen Schlagwortregister zurück.
Die Entdeckung des Bereitschaftspotentials kam nicht von ungefähr: Es wurde durch zielgerichtetes Suchen nach den cerebralen Grundlagen des Willens gefunden. Der innovative Denker war Hans Helmut Kornhuber, und Lüder Deecke war damals sein Doktorand. Kornhuber kannte durch seine in langer Kriegsgefangenschaft gemachten Erfahrungen die außerordentliche Bedeutung von Freiheit und Willen, er hatte darüber geschrieben und Vorlesungen gehalten.
In intensiven wissenschaftlichen Experimenten wurde die BP-Forschung sodann von den Autoren vorangetrieben. Von großem Interesse war die topographische Frage: Wo im Gehirn wird das BP generiert? Experimente mit Parkinsonpatienten führten zur supplementärmotorischen Area (SMA). In dieser Area – die zum Frontalhirn gehört – beginnt das Bereitschaftspotential und wird seine frühe Komponente erzeugt. Über die motorische Schleife läuft die Bewegungs-Initiierungs-Information dann zu den Stammganglien und von dort zur primären motorischen Hirnrinde, der Area 4.
Von ebenso großer Bedeutung wie die Entdeckung des BP war der Nachweis, dass der Frontalcortex die führende Instanz im Gehirn ist. Der Präfrontalcortex ist das Organ des Willens. Aber der Willenscortex (Präfrontalcortex) macht nicht alles selbst. Er ist vielmehr ein großer Meister im Delegieren von Aufgaben und Funktionen. Einen Supervisor und Jobverteiler könnte man ihn nennen, d. h., „der Wille“, so sagt Kornhuber, „pflegt gewöhnlich einen kooperativen Führungsstil im Reich der Anmutungen, Bedürfnisse, Triebe und Gefühle, und doch sind wichtige Aufgaben des Willens Konzentration auf das Wesentliche.“ Kurz gesagt, es ist ein besonnener Wille, der uns führen und leiten sollte.
Ist unser Wille nun frei? Haben wir Willensfreiheit? Ja, ist die Quintessenz der Ausführungen von Kornhuber und Deecke. Aber Freiheit gibt es nur in Graden. Absolute Freiheit gibt es nicht. Genau so wenig sind wir aber an einen absoluten Determinismus gefesselt, wie ihn einige Hirnforscher in letzter Zeit behaupten.
Das Buch sei allen empfohlen, die eine umfassend ausdiskutierte, wohlbalancierte Antwort auf das Problem der Willensfreiheit suchen. Es ist ein Buch, welches das Problem multidisziplinär angeht und beleuchtet, in dem Philosophie ebenso zu Wort kommt wie Hirnforschung, Neurologie, Neurophysiologie, Verhaltensforschung, und in dem auch Psychologie, Psychiatrie, Forensik und Jurisprudenz nicht zu kurz kommen – auch Theologen und an der Theologie Interessierte können großen Gewinn aus der Lektüre des Buches ziehen, das auch ein Ethik-Buch ist. Es liest sich spannend und ist in einer allgemeinverständlichen Sprache geschrieben, die auch dem interessierten Laien ein müheloses Lesen ermöglicht.