Die Welt der 'Leitmotive' im 'Ring des Nibelungen' – Musik und geistige Aussage

Richard Wagner war sich der Tatsache bewusst, dass er der Menschheit für die Wendezeit, die er kommen sah, keine konkreten Verhaltensgebote mit auf den Weg geben konnte. Deswegen versuchte er, im 'Ring' zumindest das Bewusstsein für das Gesetz von Werden und Vergehen zu wecken. Dabei ging er von seinem Erziehungsideal aus, wonach das grundlegend Neue nicht vom Alten selbst gestaltet werden soll. Sichtbar wird dieses Ideal z. B. auch im 'Parsifal', wo die Erneuerung des alten Systems nicht durch den weisen und erfahrenen Gurnemanz, sondern durch den reinen Toren Parsifal vollzogen wird. In diesem Sinne will Wagner der zukünftigen Menschheit auch im 'Ring' keine konkreten Anweisungen geben, sondern Wegweiser sein.
Peter Berne analysiert diese philosophische Haltung Richard Wagners, die im 'Ring' ausgebreitet wird, in seinem Buch bis in die tiefsten Schichten. Dazu gibt er auf der Audio-CD ganz eigenständige Einblick in Wagners Musikkosmos: Mit seiner ruhigen angenehmen Art nimmt er den Hörer mit auf eine Reise quer durch die Musikwelt Richard Wagners. Dabei geht er so vor, dass sowohl dem gänzlichen Wagner-Neuling als auch dem langjährigen Wagnerianer beim Hören der Musik und der Erklärung der 'Leitmotive' in Hinsicht auf Wagners philosophische Vorstellungen plötzlich ein Licht aufgeht. So ist z. B. Bernes Darstellung des 'Rheingold'-Vorspiels von einzgartiger Natur – und bedenkt man, dass Berne jeden einzelnen Takt des 'Rings' auf ähnliche Weise erklären könnte, so wünschte man sich, dass diese CD niemals endet.