Die Aktion - Zeitschrift für Politik, Literatur, Kunst: Der Autor nennt den Text selbst ein operettenhaftes Puppentheater. Man kann ihn auch als Odyssee durch die ›Psyche‹ Israels bezeichnen: eine Gesellschaft im Kriegszustand, in der die Gewalt alle menschlichen Beziehungen prägt. Der Holocaust bildet die Hintergrundfolie, auf der Rassismus, Lüge und Ausgrenzung nach innen und außen in der heutigen israelischen Gesellschaft gedeihen. Sicher sind die Charaktere – satirisch, operettenhaft – überzeichnet. Trotzdem lässt einen das Grauen während der 600 Seiten Lektüre nicht los. Man steht im Schatten der acht Meter hohen Betonmauer und durchlebt einen Albtraum: Der Krieg gegen die Palästinenser hallt im Innersten Israels gewaltig nach.
G/Geschichte: Ein Roman über das gegenwärtige Israel, seine Zerrissenheit und Identitätssuche, seine nationalen Mythen und politischen Verfehlungen. Er verschafft einen Zugang zu Israel und zu den Befindlichkeiten der Menschen – Araber wie Juden. Laors Werk erinnert an die Schelmenromane und Groß–Satiren der frühen Neuzeit. Als Außenseiter verulkt er die politische Herrenkaste, die Armee als Staat im Staat, die Medien und die – seinem Urteil nach – verflachte Religion.
Stuttgarter Zeitung: Bei aller Drastik sind die Schilderungen freizügiger Sexualität ungemein wendig und psychologisch einfühlsam geschrieben. Pralles Leben und Tod stoßen aufeinander: Ecce homo. Die Geschicke der Familien, der Liebespaare und einsamen alten Leute offenbaren auch Schreckliches. Juden, die vor Verfolgung und Ermordung nach Israel geflohen waren, die ihre Familie in der Schoah verloren haben, treffen auf Leute, die ihre Rolle im Nationalsozialismus gespielt haben. Es gibt keine einfache Aufteilung der Welt in gut und böse.
Nürnberger Zeitung: Laors Werk erinnert an die Schelmenromane und Groß-Satiren der frühen Neuzeit. Mit der vitalen Obszönität eines Rabelais, der gallenbitteren Gesellschaftskritik eines Swift und den befreienden Vulgarismen grobianischer Epik rennt er in seiner unendlichen Geschichte gegen die Fundamente der israelischen Gesellschaft an. Als Außenseiter verulkt er die politische Herrenkaste, die Armee als Staat im Staat, die gleichgeschalteten Medien und die zum Comic-Ritual verflachte Religion. In diesen manchmal blasphemischen Lachsalven gehen die literarischen Anspielungen auf Homer, Dante, Goethe und Celan fast unter. Trotzdem sollte Laors grandioses Œeuvre in erster Linie nicht als politisches Pamphlet, sondern als ein viele Dimensionen sprengendes sprachliches Kunstwerk gelesen werden.
Freitag: Wirkungsvoller sind bislang in der zeitgenössischen israelischen Literatur das Armeewesen und die von ihm infiltrierten Bildungseinrichtungen nicht demontiert worden. Der Ton wechselt ständig: mal flüsternd, mal großmäulig, mal zärtlich, obszön, stotternd und heiser, mal demütig oder verächtlich versuchen seine Figuren Wirklichkeiten zu durchdringen.
Nürnberger Nachrichten: Laor ergreift Partei. Seine Romanfiguren stehen überwiegend auf der Seite der Araber. Kein nicht-israelischer Autor könnte vergleichbare Positionen einnehmen, ohne des Anti-Semitismus beschuldigt zu werden. Mit seinem Mut hat sich Laor weltweit Achtung erworben, ebenso wie bei den Pazifisten im eigenen Land.
Frankfurter Allgemeine Zeitung: Laor hat einen großartigen Roman über das gegenwärtige Israel, seine Zerrissenheit und Identitässuche, seine nationalen Mythen und politischen Verfehlungen geschrieben. Die Lektüre fordert ein Höchstmaß an Konzentration, mutet dem Leser einiges zu. Eine Zumutung jedoch, die sich lohnt, denn einfacher ist die Wirklichkeit nicht zu haben.
Kölner Stadtanzeiger: Unabhängig davon, wie man politisch zu Laors Attacke steht: ›Ecce Homo‹ ist ein großer Roman über die Problematik des Nahen Ostens und über den schmalen Entscheidungsspielraum des Einzelnen, voll vehementer Leidenschaft. Das Scheitern der so oder so engagierten Menschen, die Laor schafft, meint auch das Scheitern einer Politik, für die er gelegentlich das Wort Kolonialismus benutzt.
Der Bund: Aus einem Geflecht von Short Cuts mit Rückblicken und Querverweisen, aus ständig neu aufkreuzenden Lebenslinien ergibt sich das Weichbild einer gefährlich angeschlagenen Zivilisation. Die Beherrschungsstrategien des allmächtigen Generals erscheinen konfus und ein Ziel schemenhaft: Lotem, zu spät von Zweifeln befallen, will die von ihm selbst gegründeten Spezialkommandos in einer manipulierten Geheimaktion auflaufen lassen und öffentlich blamieren. Die Pointe des bissigen Moralisten Laor kommt ganz am Schluss. Mit ›Hiné Adam – hier ist ein Mensch‹ wird ein Kind der Hoffnung begrüsst. Es wird in Deutschland geboren, als Sohn eines Deserteurs, der in der Uniform des ›Operettengenerals‹ flüchtet und sich dem grossen Chaos entzieht.
Hamburger Abendblatt: ›Ecce Homo‹ verschafft einen Zugang zu Israel und zu den Befindlichkeiten der Menschen – Araber wie Juden. Zudem liegt ein Rätselraster von literarischen Zitaten quer durch die Weltliteratur, von Seitenhieben und satirischen Anspielungen auf Israel, Italien und Deutschland über dem gesamten Roman.