Das Gespenst des Kapitals von Joseph Vogl | ISBN 9783037341162

Das Gespenst des Kapitals

von Joseph Vogl
Buchcover Das Gespenst des Kapitals | Joseph Vogl | EAN 9783037341162 | ISBN 3-03734-116-5 | ISBN 978-3-03734-116-2

»So pointiert, faktengesättigt und geistesgeschichtlich inspiriert kommt keine zweite Analyse unserers Wirtschaftssystems daher.« Christian Geyer, FAZ

»Eine Entzauberung der Finanzwirtschaft. Der erste Schritt heraus aus der Abhängigkeit ist die Einsicht in das Illusionäre der gesamten Veranstaltung. Joseph Vogl hat ihn getan.« Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung

»Es ist nicht weniger als ein frontaler Angriff auf kapitalistische Mythen und die dorischen Säulen der Wirtschaftswissenschaften. Vogl schreibt mit Eleganz und rhetorischer Leidenschaft.« Thomas Assheuer, Die ZEIT

»Kein anderer Theoretiker vermag die Irrationalität, das Chaos des Marktes so inspiriert auszumalen wie Joseph Vogl.« Jens Balzer, Deutschlandradio

»Ein Buch, so wirksam wie ein Crash.« Mark Siemons, FAS

»Ein Text, dem es an Sprengkraft nicht mangelt.« Tomasz Kurianowicz, FAZ

»Ein brillanter, glänzend geschriebener Essay. Die Sprengkraft des Buches besteht darin, dass Vogl die Grundüberzeugungen der Finanzwirtschaft als Glaubenssätze markiert.« Dirk Pilz, Berliner Zeitung

»Ein großartiger Essay, der den Glauben an die Alternativlosigkeit kapitalistischen Wirtschaftens nachhaltig erschüttert« Christian Schlüter, Frankfurter Rundschau

»Dieser argumentativ dichte und sprachlich funkelnde Essay versucht, die aktuellen wirtschaftlichen Krisen zu deuten und zugleich mit der quasireligiösen Verheißung aufzuräumen, der kapitalistische Markt werde das Ganze schon irgendwie zum Guten wenden.« Steffen Richter, Tagesspiegel

»Man muss Joseph Vogl nicht gleich mit Immanuel Kant vergleichen wollen. Aber als Aufklärer im ganz traditionellen Sinne wird man ihn nach diesem so aspirierten Buchprojekt unbedingt bezeichnen müssen.« Peter Kunitzky, springerin

»Ein Literaturwissenschaftler analysiert das Wesen modernen Wirtschaftens – mit mehr Sachverstand als mancher Experte.« Maja Wyss, Bilanz

»Der Leitbegriff dieser sachlich brillanten und stilistisch eleganten Studie ist jedoch nicht ›Gespenst‹, sondern ›Oikodizee‹. Mit dieser glücklichen Wort-Neuprägung macht Vogl darauf aufmerksam, dass die religiöse Theodizee-Idee in der Ökonomie-Theorie ihre Wiederkehr erlebt.« Jochen Hörisch, Literaturen

»Ausgerechnet einem Literaturwissenschaftler ist es gelungen, den Irrsinn der Finanzmärkte – und das Unvermögen der Ökonomen – am schärfsten zu sezieren. Mit seinem kleinen Buch hat Joseph Vogl einen heimlichen Bestseller geschrieben, der weit über die Feuilletons Aufsehen erregte – auch in der Ökonomie.« Der Spiegel

»Ein wegweisendes Buch.« Jan Küveler, Die Welt

»Ein elegantes Buch zur Krise. Am Anfang dachte ich: warum noch eine kritische Geschichte des Liberalismus, noch dazu von einem Literaturwissenschaftler? Aber Seite für Seite buddeln wir uns mit dem Verfasser tiefer in die Details des Problems und es entsteht eine wundersame Geschichte diskursiven Versagens.« Christoph Möllers, Süddeutsche Zeitung

»Eine Studie zur politischen Ökonomie, die man allen empfehlen möchte, die noch glauben, es gehe heute mit rechten Dingen zu.« Brigitte Kronauer, Süddeutsche Zeitung

»Jetzt schon eine Art Klassiker« Welt am Sonntag

»Der einflussreichste deutsche Deleuzianer ist der Berliner Germanist Joseph Vogl.« Gregor Dotzauer, Der Tagesspiegel

Das Gespenst des Kapitals

von Joseph Vogl

Angesichts der Ereignisstürme im gegenwärtigen Finanzgeschäft widmet sich Joseph Vogl den Wahrnehmungsweisen, Theorien und Problemlagen dessen, was man mit gutem Grund immer noch Kapitalismus nennen muss. Gerade Finanzmärkte gelten als das Marktgeschehen schlechthin: Unbelastet von den Beschwernissen der Produktion sind sie – für die herrschende ökonomische Doktrin – Schauplätze eines perfekten Wettbewerbs und idealer wirtschaftlicher Ausgleichprozesse: ein segensreiches Zusammenspiel von gewinnorientierten und also ebenso rationalen wie zuverlässigen Akteuren. Darum wollte man in Spekulationsblasen und Crashs bloße Anpassungskrisen oder jene Ausnahmesituationen erkennen, die im irrationalen Überschwang eines vielleicht gierigen, vielleicht inkompetenten oder schlicht rücksichtslosen Spekulationswesens gründen.

Hier setzen die Fragen des Essays an: Sind die irrationalen Exuberanzen wirklich Ausnahmefälle oder nicht eher reguläre Prozesse im Getriebe kapitalistischer Ökonomien? Reicht die Unterscheidung von rational und irrational überhaupt hin, die Effekte dieses Systems zu fassen? Begegnet ökonomische Rationalität hier nicht unmittelbar ihrer eigenen Unvernunft? Arbeitet das System tatsächlich effizient und rational?

Einer ebenso historischen wie theoretischen Sondierung folgend, hegt der Essay einen grundlegenden Zweifel darüber, ob die alte liberale Hoffnung auf die ausgleichende Ordnungsmacht des Marktes – Adam Smiths berühmte ›unsichtbare Hand‹ – noch gerechtfertigt ist. So wenig der Kapitalismus als reiner Rationalisierungsprozess beschrieben werden kann, so wenig lassen sich Spekulation und Spekulanten als verworfene oder pathologische Ausnahmegestalten begreifen. Das liegt nicht zuletzt an den Dynamiken der modernen Finanzökonomie, die sich auf die Wirkungsweise einer stets offenen und ungewissen Zukunft verpflichtet. Für die Märkte der futures und Derivate ist Zukunft, d. h. Zeit zur unerschöpflichen Ressource geworden. Im Zentrum steht das Wissen um jene scheinbar irregulären Ereignisse, in denen die finanzökonomische Welt unlesbar und undurchschaubar geworden ist: Hier wirken Ungewissheit und Instabilität im Herzen des Systems; und hier vollzieht sich ein Angriff der Zukunft auf die übrige Zeit – das Gespenst des Kapitals.