»Vehlken zeigt in seinem beeindruckend material- und detailreichen Buch, dass Schwärme ihre ›metaphorische Kraft‹ nicht in erster Linie durch den Bezug zu biologischen Tierschwärmen erhalten. Sein Buch ist eine Mediengeschichte dieser Metapher.« Dirk Pilz, Berliner Zeitung
»Eine eindrucksvolle Studie« Die Welt
»Zoologie wird hier als Hintergrunddisziplin und Hintergrundmythos für gesellschaftliche Wunschbilder dezentraler Selbststeuerung in den Blick genommen, wobei Vehlken sich auf die Naturwissenschaft einlässt und nicht bloß ›Diskurse‹ analysiert.« Jürgen Kaube, FAS
»Mit seinem Buch hat Vehlken nicht nur eine beachtliche Zusammenschau der relevanten Literatur zum Thema Schwärme vorgelegt, und das über alle Fachgrenzen hinweg. Darüber hinaus erzählt er sehr anschaulich von Feldforschern und Abenteurern. Hier folgt man ihm besonders gern in die Korallengärten seiner Lektüren.« Frank Kaspar, WDR 3
Schwarmphänomene stehen seit einiger Zeit im Zentrum kultur- und sozialhistorischer Debatten. Ihre Konjunktur verdankt sich der Attraktion verteilter Organisationsweisen, kollektiver Intelligenzen und nicht zuletzt der Effizienz zoopolitischer Metaphern. Doch zwischen biologischen und sozialen Ordnungsideen lässt sich ein technologisches Drittes ausmachen: Nicht nur werden in der Biologie seit 1900 verschiedenste Medientechniken eingesetzt, um Schwärme wissenschaftlich zu erforschen – von Beobachtungen im Ozean über Experimente in Aquarien bis hin zu mathematischen Modellen und Computersimulationen. Vielmehr inspirieren Schwärme seit Ende des 20. Jahrhunderts selbst computertechnische Verfahren, die sich mit komplexen Regelungsfragen und intransparenten Problemen auseinandersetzen – von der Logistik bis zur Finanzmarktsimulation, oder von der Epidemologie bis hin zu Robotersystemen.
Schwärme sind als
Zootechnologien
zu verstehen. Sie kombinieren das
zoé
, das unbeseelte tierische Leben im Schwarm, mit der experimentellen Epistemologie der Computersimulation. Erst diese medientechnische Ebene ermöglicht den neuerdings erhobenen ›schwärmerischen‹ Ton und bestimmt die komplexen Resonanzen zwischen Netzwerk-Euphorien, neuen Steuerungsideen und einer Ästhetik des Kollektiven.
Der Band leistet nicht nur einen Beitrag zur Entzifferung einer prominenten Gestalt des sozialen und politischen Imaginären. Er rekonstruiert vor allem eine Wissensfigur, die sich als jüngste Transformation moderner Systemgedanken begreifen lässt.