
Unbekanntes Medium: Hermann Kant hat mit seinen Beobachtungen auf jeden Fall etwas zum Bücherberg der Deutschen dazu getan, ohne den die Menschengeschichten im 20. Jahrhundert nicht erklärbar wären.
DIE ZEIT: Hermann Kant ist ein Meister der vergnügten Bosheit und des doppelten Bodens. Seine Erzählungen aus vielen Jahrzehnten bilanzieren ein langes ostdeutsches Schriftstellerleben: Mit Trotz und berechtigtem Stolz.
DIE ZEIT: Man kann sich leicht die rumpelstilzchenhafte Vergnügtheit vorstellen, mit der Kant für den vorliegenden Erzählungsband … Geschichten aus fünf Jahrzehnten seines Werks zusammengestellt hat, sodass sie noch wie ehemals entstanden und doch für heute geschrieben erscheinen. Er muss sich nicht korrigieren, er muss nur arrangieren. Die Doppelbödigkeit von gestern trägt die Zeiterfahrung von heute mühelos.
Neues Deutschland: Die Lektüre wird für viele ein ›Aha-Erlebnis‹, wenn nicht gar eine Neubegegnung sein… Kleine, funkelnde Prosastückchen, die, so einzeln betrachtet, umso mehr faszinieren.
Die urkomische Geschichte »Der dritte Nagel«, unlängst auch mit großem Erfolg in Frankreich erschienen, erzählt von einem Mann, der vom besten Brötchenbäcker der Stadt versorgt werden will. Gerade vertrackte Alltagssituationen verführen Kant zu nichtalltäglicher Spottlust und Sprachartistik. Da ist die alte Halsabschneiderin Frau Persokeit, die die Leute allein dadurch das Fürchten lehrt, dass sie sie grüßen lässt. Oder Herr Farßmann, ein Buchhalter wie du und ich. Ironie, Satire und tiefere Bedeutung – in Kants Erzählungen gehen sie besonders erstaunliche, stets vergnügliche und verblüffende Allianzen ein. Was Wunder, dass ihm die Geschichten nicht ausgehen und hier nicht nur neu zu entdeckende, sondern auch neue veröffentlicht werden.