Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Beraubungsinstitution von Gabriele Anderl | Nationalsozialistische Institutionen des Vermögensentzuges 1 | ISBN 9783486567847

Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Beraubungsinstitution

Nationalsozialistische Institutionen des Vermögensentzuges 1

von Gabriele Anderl und Dirk Rupnow
Mitwirkende
Autor / AutorinGabriele Anderl
Autor / AutorinDirk Rupnow
Sonstige MitwirkungAlexandra-Eileen Wenck
Buchcover Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Beraubungsinstitution | Gabriele Anderl | EAN 9783486567847 | ISBN 3-486-56784-5 | ISBN 978-3-486-56784-7

Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Beraubungsinstitution

Nationalsozialistische Institutionen des Vermögensentzuges 1

von Gabriele Anderl und Dirk Rupnow
Mitwirkende
Autor / AutorinGabriele Anderl
Autor / AutorinDirk Rupnow
Sonstige MitwirkungAlexandra-Eileen Wenck
Die vorliegende Publikation erörtert die Rolle und Funktion der Zentralstelle für jüdische Auswanderung. Am 20. August 1938 wurde durch einen Erlass des Reichskommissars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, Josef Bürckel, die „Zentralstelle für jüdische Auswanderung gegründet“, und Adolf Eichmann wurde ihr Leiter. Die Einrichtung der Zentralstelle kann wohl nicht als originäre Idee Eichmanns betrachtet werden, auch wenn dieser immer wieder diesen Eindruck zu erwecken suchte. Die Zentralstelle führte jedoch die verschiedenen vorliegenden Konzepte der Auswanderung und letztlich Ermordung der Juden und Jüdinnen auf perfekte und für die weiteren Entwicklungen entscheidende Weise zusammen. Ziel der Zentralstelle war es, die bis dahin bei der Auswanderung entstandenen „unliebsamen Störungen und Verzögerungen“ zu beseitigen und dadurch die jüdische Auswanderung zu fördern und zu beschleunigen. Sie sollte für die Beschaffung von Einreisemöglichkeiten und der für die Auswanderung notwendigen Devisen ebenso zuständig sein wie für die Einrichtung und Überwachung von Umschulungsstätten und die Überwachung der jüdischen und anderer mit der Auswanderung befassten Organisationen. Die Zentralstelle bezog im enteigneten Palais von Louis Rothschild in Wien IV., Prinz-Eugen-Straße 20-22, ihr Quartier - eine symbolträchtige Wahl, galten doch die Rothschilds in der Propaganda der Nationalsozialisten als Prototyp des „internationalen Finanzjudentums“. Die in der Wiener Zentralstelle für jüdische Auswanderung bei der Vertreibung und später bei der Deportation der Juden entwickelten Techniken erlangten Modellwirkung für die entsprechenden Vorgänge in anderen Teilen des „Reiches“ bzw. im von Deutschland besetzten Europa und in den deutschen Satellitenstaaten. In Berlin wurden Anfang 1939 nach Wiener Vorbild die „Reichszentrale für die jüdische Auswanderung“ und eine lokale Zentralstelle für jüdische Auswanderung geschaffen. Eichmann und ein Teil seiner Wiener Mitarbeiter wurden im Sommer 1939 mit der Errichtung einer Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag betraut, wobei die Wiener Institution als Modell dienen sollte. In Prag wurde später - ebenfalls nach Wiener Vorbild - als Vermögensträger der Zentralstelle der „Auswanderungsfonds für Böhmen und Mähren“ geschaffen.