Der Kadaverräumer von Zoltán Danyi | ISBN 9783518428351

Der Kadaverräumer

von Zoltán Danyi, aus dem Ungarischen übersetzt von Terézia Mora
Buchcover Der Kadaverräumer | Zoltán Danyi | EAN 9783518428351 | ISBN 3-518-42835-7 | ISBN 978-3-518-42835-1
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Süddeutsche Zeitung: » Der Kadaverräumer ist ein perfektes Buch von widersinniger Schönheit, das vom Hässlichen in uns erzählt.«
Neue Zürcher Zeitung: »Zoltán Danyis zorniger Romanerstling Der Kadaverräumer ist ein literarisches Ereignis über die Grenzen Ungarns hinaus. ... Unter jeder Oberfläche verbirgt sich eine unheilvolle Tiefe, in die Danyi gnadenlos hineinleuchtet. Man muss diesen Blick aushalten. Er gehört einem Schriftsteller der Sonderklasse, vor allem aber geht er uns angesichts europäischer Zerrüttung dringend an.«

DER SPIEGEL: Verblüffend ist die Schönheit der Sprache, in der hier ein manischer Erzähler Kapitel für Kapitel neu ansetzt, seine Dämonen zu zähmen.

Wiener Zeitung: In einer eindringlichen monologischen Suada erzählt er von seinem Leben. Die Zeiten und Ereignisse schieben sich dabei höchst kunstvoll in- und übereinander.

Frankfurter Rundschau: Zoltán Danyi ist ein großer Roman gelungen.

Deutschlandfunk Kultur: Von der brutalen Gewalt, der Drastik der körperlichen Funktionsstörungen sowie der Kombination Sexualität und Fäkalien erzählt der in Ungarn mit dem angesehenen Miklos-Meszöly-Preis ausgezeichnete Roman auf höchst raffinierte Weise.

ORF: »Literatur eignet sich nicht zur Aufarbeitung traumatischer Erfahrungen, ist Zoltán Danyi überzeugt. Aber sie eignet sich sehr wohl zu deren eindringlicher Beschreibung und Wiedergabe. Der Kadaverräumer ist dafür der beste Beweis.«
Müut: »Der große Erfolg von Der Kadaverräumer verdankt sich nicht nur der ästhetischen Qualität, sondern seiner erschreckenden Aktualität, der permanenten Gegenwart der Geschichte, ihrer ewigen Wiederkehr, dem Tod der Kultur, der Humanität, des Mythos Europa. Der Tatsache, dass wir auch hier und jetzt im Krieg leben.«

Der Kadaverräumer

von Zoltán Danyi, aus dem Ungarischen übersetzt von Terézia Mora

Die Rede war von fünf toten Füchsen, die an der ungarisch-serbischen Grenze auf der Straße lagen. Als die Männer vom Räumkommando dort ankommen, sind es Dutzende Kadaver, auch Hunde und Katzen – erschossen, wie sich herausstellt, von Grenzposten, die sich die Zeit vertreiben wollten. Der Krieg auf dem Balkan ist lange vorbei, dennoch sind es Erlebnisse wie diese, die den Erzähler in seine Vergangenheit zurückstoßen.

Im Garten einer Berliner Klinik, in der er gestrandet ist, um seine quälenden Verdauungsprobleme loszuwerden, holt ihn die Musik eines Kusturica-Films ein, und er bricht in Tränen aus, „vielleicht, weil sie an die Oberfläche brachte, wovor er gerne weggelaufen wäre, jene alles verwüstenden, alles ausbeinenden Jahre, die einfach kein Ende nehmen konnten oder wollten, die immer noch andauerten“.

Wer ist dieser Erzähler, der in einem reißenden Redestrom zwischen den traumatischen Schauplätzen seines Lebens hin und her taumelt? Einem Kadaverräumkommando angehörte, das einmal eine ganz andere Aufgabe übernommen hatte? Ist er Opfer, Täter? Ein Überlebender, der im Sprechen Heilung sucht?

Der Jugoslawienkrieg und sein Nachleben haben Zoltán Danyi nie losgelassen – fast zwei Jahrzehnte lang scheiterte er an dem Versuch, eine monströse Realität einzufangen, die ihn selbst fast verschlungen hätte. Eines Tages war der Ton da – ein Sound, der einen beim Lesen bezwingt. Der Text schillert wie die Oberfläche eines verseuchten Gewässers. Schicht für Schicht wird sie abgedeckt. Ein Buch, gebaut wie ein komplexes Musikstück, dessen Schönheit Distanz und Berührung gewährt.