Süddeutsche Zeitung:
»In Das Relative und das Absolute im Geschlechterproblem heißt es, ›die Voraussetzung unseres Weltbildes‹ sei die Erkenntnis, ›dass in ihm jedes Element mit jedem in irgendeiner, irgendwie vermittelten Beziehung und Wechselwirkung steht‹. Dieser Fundamentalsatz der Simmelschen Erkenntnislehre nimmt wie viele der apodiktischen Formulierungen vorbehaltlos die Position des eigenen, prekären Ichs ein.«
Gesamtausgabe in 24 Bänden
Band 12: Aufsätze und Abhandlungen 1909–1918. Band I
von Georg Simmel, herausgegeben von Rüdiger Kramme, Angela Rammstedt und Otthein Rammstedt
»Für so viele tiefe und den Druck des Lebens in jedem Augenblick fühlende Menschen würde die Geselligkeit nicht dies Befreiende, erlösend Heitere enthalten können, wenn sie wirklich nur das Sichflüchten vor diesem Leben, die bloß momentane Aufhebung seines Ernstes wäre. (…) Das Befreiende und Erleichternde aber, das gerade der tiefere Mensch in der Geselligkeit findet, ist: daß das Zusammensein und der Einwirkungstausch, in denen die ganzen Aufgaben und die ganze Schwere des Lebens sich vollzieht, hier in gleichsam artistischem Spiel genossen werden (…).« Mit diesen Worten endete Georg Simmels Eröffnung des Ersten Deutschen Soziologentages, der 1910 in Frankfurt am Main stattfand.
Die hier anklingende Melange von Soziologie, Kulturwissenschaft und Philosophie prägt die im vorliegenden Band vereinigten
Aufsätze und Abhandlungen
der Jahre 1909 bis 1918. Er enthält die berühmten Arbeiten zu Goethe, Rodin und Nietzsche, die Studien zur Geschlechterfrage, zur Kunstphilosophie und zur Religion und reicht bis hin zu den meisterlichen Essays
Brücke und Tür
,
Das Abenteuer
oder
Die Landschaft
. Sie bilden den Übergang zu den lebensphilosophischen Überlegungen des späten Simmel, die hier schon mit
Zur Metaphysik des Todes
und
Das individuelle Gesetz
anklingen.