Frankfurter Allgemeine Zeitung: Zwei Dinge sind es, die Simmels Pädagogik so brauchbar machen. Zunächst ist es ihr Sinn für die in Spannung zueinander stehenden Aufgaben des Unterrichts. Simmel verfolgt solche Spannungen bis in dessen alltäglichste Erscheinungen hinein. Und das ist die zweite Qualität dieser Pädagogik: Sie redet über Probleme, die sich Erziehern wirklich stellen.
Gesamtausgabe in 24 Bänden
Band 20: Postume Veröffentlichungen, Ungedrucktes, Schulpädagogik
von Georg Simmel, herausgegeben von Torge Karlsruhen und Otthein Rammstedt»Wir glauben eigentlich erst dann Dinge zu verstehen, wenn wir sie auf dasjenige zurückgeführt haben, was wir nicht verstehen und nicht verstehen können – auf die Kausalität, auf Axiome, auf Gott, auf den Charakter.« Georg Simmel
Dieser Band der Georg-Simmel-Gesamtausgabe vereinigt Simmels postum erschienene Arbeiten, die in weiten Teilen seit den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts vergriffen sind, und die wenigen bisher unpublizierten nachgelassenen Texte, die in Archiven und Sammlungen aufgefunden werden konnten. Der eigentliche Nachlaß Simmels ist verschollen: Er wurde von der Gestapo konfisziert und 1942 »zu Gunsten des Reiches« versteigert; seither fehlt jede Spur.
Die Texte dieses Bandes dokumentieren noch einmal die Breite des Simmelschen Arbeitsprogramms seiner letzten Lebensjahre: Kunstphilosophische, metaphysische und kulturtheoretische Studien finden sich neben Märchen und – überraschend – einer Schulpädagogik. Im Zentrum des Bandes steht Aus dem
nachgelassenen Tagebuche
mit seinen Aphorismen, Einfällen und Sentenzen, die noch einmal vor Augen führen, weshalb Simmel als »sensibelster Repräsentant des Wilhelminischen Deutschlands« und zugleich als einer der entscheidenden Theoretiker der Moderne angesehen wird.