Die Grafschaft Ravensberg im 17. Jahrhundert | Verfassung – Recht – Wirtschaft – Kultur | ISBN 9783739515205

Die Grafschaft Ravensberg im 17. Jahrhundert

Verfassung – Recht – Wirtschaft – Kultur

herausgegeben von Ulrich Andermann und Michael Zozmann
Mitwirkende
Herausgegeben vonUlrich Andermann
Herausgegeben vonMichael Zozmann
Buchcover Die Grafschaft Ravensberg im 17. Jahrhundert  | EAN 9783739515205 | ISBN 3-7395-1520-1 | ISBN 978-3-7395-1520-5
Inhaltsverzeichnis
Leseprobe 1
1. Ravensberger 2. Landeshistoriker Westfalen 3. Frühneuzeithistoriker

Neuer Band zur Geschichte der Grafschaft Ravensburg im 17. Jahrhundert
Besonderheiten im „Nebenland“
Den Ostwestfalen erscheint es auch heute noch zuweilen, dass die Region im Nordosten Nordrhein-Westfalens für die Landesregierung in Düsseldorf weit vom Schuss und damit nicht sehr interessant ist. Das hat gewissermaßen Tradition: Seit Mitte des 14. Jahrhunderts war Ravensberg für seine Landesherrn ein „Nebenland“ − ob es sich um die Herren von Jülich-Kleve-Berg, um die Brandenburger oder die Pfalz-Neuburger handelte. In der Folge haben sie wenig „durchregiert“, sagt der Historiker Dr. Michael Zozmann. Das ermöglichte Spielräume und führte im ravensbergischen „Linnenländchen“ durchaus auch zu eigenständigen Entwicklungen.
Mit Verfassung, Recht, Wirtschaft und Kultur der Grafschaft Ravensberg im 17. Jahrhundert hat sich Anfang 2023 das zweite Ravensberger Kolloquium befasst. Seine Vorträge sind just in einem Tagungsband, herausgegeben von Zozmann und Prof. Dr. Ulrich Andermann, Vorsitzender des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg, erschienen. Ihm sollen im Turnus von drei Jahren weitere Kolloquien und damit Bände folgen.
Im aktuellen Band, erschienen im Verlag für Regionalgeschichte, zählt der Aufsatz von Wolfgang Schindler über die Landesherrschaft in der Grafschaft Ravensberg in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts für Andermann zu den entscheidenden. „Er stellt die Frage, wer hier eigentlich regierte“, sagt er. Denn das Narrativ, Bielefeld und Ravensberg seien brandenburgisch-preußisch gewesen, sei schlicht falsch: Die Landesherrschaft wechselte oder wurde geteilt, wie Schindler anhand der Ämterverteilung belegt. Die Amtsleute waren mal Lutheraner, mal Katholiken (wie die Pfalz-Neuburger) oder mal Reformierte (wie die Brandenburger Herren, die zu den Reformierten konvertiert waren). „In der Folge gab es zum Beispiel in Schildesche alle drei Konfessionen“, sagt Andermann − etwas, was bislang kaum oder gar nicht zur Kenntnis genommen worden sei. Ganz offenkundig, hat Andermann in seinem Aufsatz nachgewiesen, war das Bekenntnis des Landesherrn keineswegs bindend. Selbst im reichsunmittelbaren Stift Herford, für das der katholische Kaiser in Wien die Äbtissin bestätigen musste, gab es reformierte Klostervorsteherinnen, „Schwestern oder Cousinen des preußischen Kurfürsten“.
Ein Zeichen setzte der Brandenburger auch 1653 mit der Errichtung eines Ravensbergischen Appellationsgerichtes in Cölln an der Spree, mithin in Berlin: „Das bedeutete die Loslösung vom Reichskammergericht und damit von der Reichsgerichtsbarkeit“, betont Andermann. Dieses Gericht, bei dem Prozesse schon einmal Jahrzehnte anhängig sein konnten, war damit nicht mehr zuständig.
Drei Aufsätze des Tagungsbandes, so die Herausgeber, nehmen eine Vogelperspektive auf Ravensberg ein, die anderen nehmen den Alltag in den Blick. Das kann etwa die Praxis der einzelnen Gemeinden (inklusive die Neubesetzung von Pfarrstellen oder Skandale) sein, eine Betrachtung der Besonderheiten von Baustrukturen und Mobiliar, eine Analyse der wirtschaftlichen Wechsellagen durch Kriege und Krisen oder ein Blick auf die Juristen, ihre Karrieren und verwandtschaftlichen Verflechtungen.
„Die Grafschaft Ravensberg im 17. Jahrhundert“ ist im Buchhandel für 29 Euro erhältlich. Die Reihe, erhofft sich Zozmann, soll Ansätze für weitere auch überregionale Forschung liefern. Denn noch, sagt auch Andermann, gebe es genug „Fehlstellen“, denen nur durch viel Quellenarbeit beizukommen ist. Auch der aktuelle Band habe neue Erkenntnisse gebracht oder Narrative, die seit 100 Jahren unwidersprochen waren, zurechtgerückt.
Sabine Schulze, in: Westfalen-Blatt, Bielefeld, 16.1.2024

Die Grafschaft Ravensberg im 17. Jahrhundert

Verfassung – Recht – Wirtschaft – Kultur

herausgegeben von Ulrich Andermann und Michael Zozmann
Mitwirkende
Herausgegeben vonUlrich Andermann
Herausgegeben vonMichael Zozmann
Das Buch über die Grafschaft Ravensberg im 17. Jahrhundert bringt unter den Stichworten Verfassung, Recht, Wirtschaft und Kultur neue Ergebnisse, die die bisherige Forschung ergänzen und korrigieren:
− die neu zu beurteilende Landesherrschaft
− das Ravensbergische Appellationsgericht als Besonderheit in Brandenburg-Preußen und im Reich
− die Funktionsstände der Juristen und der Landhauptmänner
− die demografischen und ökonomischen Entwicklungen im langen 17. Jahrhundert
− der Gemeindealltag und die Glaubenspraxis in den ländlichen Kirchspielen
https://www. regionalgeschichte. de/detailview? no=1520