Ramón del Valle-Inclán (1866–1936) ist eine herausragende Gestalt der spanischen Kultur im »Silbernen Zeitalter«, ein Grande und eigenwilliger Neuerer der literarischen Moderne. In seinem umfangreichen Werk, das alle Genres der Literatur umfasst, zeichnet er ein Bild von spanischer Lebensart, Kultur, Gesellschaft und Geschichte, das sich deutlich von dem unterscheidet, was üblicherweise als typisch spanisch angesehen wird.
Auch der Autor selbst wollte zeitlebens auf unorthodoxe Weise wahrgenommen werden. Seine vielfarbig schillernde, von kompromisslosem Stilwillen geprägte Künstlerpersönlichkeit zeigt sich auf eindrucksvolle Weise in »El pasajero«, dem letzten seiner drei Dichtungswerke, die 1930 unter dem Sammeltitel »Lyrische Schlüssel« erschienen sind. Der autobiografisch geprägte Gedichtzyklus spielt ästhetisch mit gnostisch-theosophischen Elementen und tönt wie aus einer anderen Welt. In ihr können wir dem Dichter auf einer mystischen Pilgerreise folgen; sie führt durch eine unruhige und beladene Gegenwart zurück in das ersehnte zeitlose Paradies der Kindheit.
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»Dem Autor, Dichter, Übersetzer und Mathematiker Alfred Schreiber ist eine beeindruckend stimmige Übertragung der poetischen Bilderwelten, Tonlagen und literarischen Echos des »Pasajero« gelungen. Die Zusammenschau von spanischem Original und deutscher Übersetzung bietet gesteigerte Lese-Freude. Denn auch die Übersetzung zeugt von poetischer Kraft und rückt die Dichtungen des »Durchreisenden« inspiriert und formbewusst in die literarische Gegenwart.«
Martin Bernhofer, ORF (Wien)