Seneca

Friedrich Hiebel hat seinem biographischen Roman „Campanella“ ein biographisches Drama folgen lassen „um Paulus in Neros Rom“. Dabei treten weder Paulus noch Nero auf; aber wie Campanellas Biographie im Kontrast zu Giordano Brunos Schicksal erwächst, so gewinnt hier Seneca tragisches Profil, abgehoben von der hintergründigen Gestalt des Paulus. Paulus und Seneca: beide schreiben Episteln, und Senecas Moralphilosophie weist manche Nähe auf zur christlichen Welt- und Lebensauffassung. Paulus kommt nach Rom und stirbt den Märtyrertod, nur kurze Zeit, nachdem Seneca zum Schierlingsbecher gegriffen hatte. Aber sie sind sich nicht begegnet.
In der Regel erwachsen Dramen aus Begegnungen. Hiebels Thema ist gerade das Nichtzustandekommen einer Begegnung, zu der im Grunde alles drängt.