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Als Ludwig Edinger (1855-1918) in den Rang eines Geheimen Medizinalrats erhoben wurde, gratulierte ihm 1916 der Kollege Trömner: „Da nun das Gehirn, dank Ihrer Arbeit, kein Anrecht mehr auf den Titel des Geheimen hat, so finde ich es sehr richtig, dass dieser Titel jetzt auf Sie übergeht.“ Auch wenn ernsthafte Neurowissenschaftler nach wie vor das Rätselhafte ihres Forschungsobjekts herausstellen, ist Edinger als Begründer der vergleichenden Neuroanatomie international anerkannt. Überdies gehörte er mit seinem Neurologischen Institut zu den Begründern der 1914 eröffneten Frankfurter Universität, an der er den ersten Lehrstuhl für Neurologie in Deutschland bekleidete. Dass es sich bei der Frankfurter Stiftungsuniversität um den Höhepunkt des deutsch-jüdischen Mäzenatentums handelt, wurde oft bemerkt. Wie es sich allerdings anfühlte, Deutscher und Jude zu sein, führt die vorliegende Biographie Ludwig Edingers anhand privater Quellen eindringlich vor Augen.