Musik als „Environmental Enrichment“ zur Verbesserung des Wohlbefindens von Schweinen von Henning Fried | ISBN 9783835971752

Musik als „Environmental Enrichment“ zur Verbesserung des Wohlbefindens von Schweinen

von Henning Fried
Buchcover Musik als „Environmental Enrichment“ zur Verbesserung des Wohlbefindens von Schweinen | Henning Fried | EAN 9783835971752 | ISBN 3-8359-7175-1 | ISBN 978-3-8359-7175-2
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Musik als „Environmental Enrichment“ zur Verbesserung des Wohlbefindens von Schweinen

von Henning Fried
Die konventionelle Schweinehaltung bedingt aufgrund hygienischer und ökonomischer Anforderungen eine weitestgehend isolierte Haltung in einer reizarmen Umgebung, ohne auch nur annährend die Bedürfnisse der, unumstritten, sehr intelligenten Tiere zu erfüllen. Mangelnde Haltungsbedingungen führen zu einem Teufelskreislauf aus Stress und Ethopathien, wie Schwanz- und Ohrenbeißen, die dann zu Krankheiten und Leid führen. Operative Eingriffe an gesunden Tieren, wie das Kupieren von Schwänzen, verdeckt das Resultat, behebt aber nicht deren Ursache.
Eine Lösungsstrategie zur Beschäftigung von Tieren in einer reizarmen Umgebung ist „Environmental Enrichment“ in Form von sensorischer Stimulation, welche beispielsweise aus visuellen, taktilen oder auch akustischen Eindrücken bestehen kann. Hier setzt die vorliegende Arbeit an, die zum Ziel hatte, die Auswirkung akustischer Stimulation näher zu untersuchen und festzustellen ob und welche Art von akustischer Stimulation die beste Wirkung hin zu dem gewünschten Verhalten einer Schweinepopulation, zeigt.
Getestet wurden Absatzferkel im Alter von 5 Wochen, eine Woche nach dem Absetzen. Ihnen wurden 3 sonstige akustische Reize (Radio, Meeresrauschen, Waldgeräusche) und zwei klassische Musikstücke (Antonio Vivaldi – „Sommer“ 3. Satz; Pachelbel – „Canon“ in D) in jeweils 3 Instrumentierungen (Streicher, Blechbläser, Piano) vorgespielt. Das Verhalten der Schweine wurde 5 Tage lang in einem definierten Zeitintervall am Vormittag aufgezeichnet, wovon Tag 1 und 5 ohne Beschallung waren. Die Beschallung fand an 3 Tagen in randomisierter Reihenfolge statt. Jeder akustische Reiz dauerte 5 Minuten mit zugehöriger, nachfolgender Pause von 2 Minuten. Aus Einzelverhalten wurden mithilfe von Korrelationsanalysen Verhaltensgruppen erstellt, um ähnliche und eng verwandte Verhaltensweisen zusammenzufassen. Anschließend erfolgte eine Auswertung der gezeigten Verhalten in Dauer und Anzahl des gezeigten Verhaltens und ihrer zugehörigen Verhaltensgruppe.
Während akustischer Stimulation wurden signifikant weniger negativ assoziierte Verhaltensmuster wie Kämpfen, gegenseitiges Beißen, Besteigen oder Besaugen gezeigt. Musik als akustische Stimulation schnitt dabei besser ab als die sonstigen akustischen Reize. Ruhige Musik schnitt besser ab als lebhafte Musik. Menschliche Stimmen welche nur beim Radio zu hören waren, erregten die Aufmerksamkeit der Schweine ganz besonders und regten sie signifikant zum Zuhören an.
Resultierend kann man ableiten, dass Schweine akustische Stimulation in Form von ruhiger klassischer Musik und Blechbläser bevorzugen. Jedoch ist die Auswirkung „moderner“ ruhiger Musik noch nicht ausreichend erforscht und bedarf noch weiterführender Versuche. Dadurch, dass konditionierte Verhaltensmuster und Grundverhalten wie Fressen und Schlafen nicht merklich durch Musik beeinflusst wurden, besteht Grund zur Annahme, dass die Grundbedürfnisse der Schweine erfüllt sein müssen um einen positiven Effekt durch akustische Stimulation zu erzielen.