Deutsch-Sowjetische Kulturbeziehungen 1955 – 1975 von Burkard Weth | Kulturpolitik im Kalten Krieg | ISBN 9783844027273

Deutsch-Sowjetische Kulturbeziehungen 1955 – 1975

Kulturpolitik im Kalten Krieg

von Burkard Weth
Buchcover Deutsch-Sowjetische Kulturbeziehungen 1955 – 1975 | Burkard Weth | EAN 9783844027273 | ISBN 3-8440-2727-0 | ISBN 978-3-8440-2727-3

Wie gestalteten sich die westdeutschen‑sowjetischen Kulturbeziehungen in der Zeit des Kalten Krieges? Ausgehend von einer Analyse der auswärtigen Kulturpolitiken beider Länder erarbeitet Burkard Weth die Determinanten und Steuerungselemente der bilateralen Beziehungen in diesem Bereich, benennt die Akteure, Institutionen und Zielgruppen. Er beschreibt die auswärtige Kulturpolitik als einen Bestandteil der Außenpolitik. Zu ihren wesentlichen Bereichen zählten die Bildung und Wissenschaft, die Förderung der jeweiligen Sprache im Ausland sowie der Jugendbegegnungen, der Austausch von Kunst, Musik und Literatur. Als Instrumente verwendet der Autor eine kulturwissenschaftliche Diskursanalyse sowie die Befragung von Austauschteilnehmern. Die Kulturtheorie von Michael Fleischer, der damit „eine Konzeption von ‚Kultur‘ als ‚offenem System‘“ (22) entwirft, dient ihm als Grundlagentheorie für seine Studie. Vier zeitliche Phasen unterscheidet Weth: Die Zeit bis zum Kulturabkommen 1959/60 beschreibt er als durch Zurückhaltung und Misstrauen geprägt. Neuverhandlungen zu einem Kulturabkommen und der Abbruch selbiger 1961 dominierten die zweite Periode – der Kernstreitpunkt war die Einbeziehung West‑Berlins. Daran schloss sich eine vertragslose Zeit an, in der der kulturelle Austausch dennoch fortgesetzt wurde und in der die Vorbereitungen für die Ostpolitik begannen. Mit ihr wurde in der vierten Phase ein Konsens in der Berlin‑Frage hergestellt und 1973 ein neues Kulturabkommen abgeschlossen. Grundsätzlich habe die sowjetische Außenkulturpolitik in allen Phasen unter strikter Kontrolle von Staat und Partei gestanden und entsprechend sei eine Ideologisierung und Politisierung der Kultur erkennbar gewesen; die westliche Seite habe sich hingegen um „Ideologiefreiheit und Entpolitisierung“ (451) bemüht. Dies lasse der Vergleich der Sprache in den Verwaltungs‑ und Mediendiskursen beider Länder erkennen. Während sich diese auf deutscher Seite eher sachlich‑nüchtern gestalteten, zeigten die sowjetischen Diskurse Kennzeichen einer Ideologiesprache, eine „starke Dominanz wertender Ausdrücke auf Kosten neutraler Sprache, Vokabeln mit ausgeprägtem Hang zum Schwarz‑Weiß‑Schema“ (457) ließen sich beobachten. Abschließend gelangt Weth zu dem Ergebnis, dass die Kultur im Kalten Krieg als Instrument der „psychologische[n] Kriegsführung“ (459) diente.
Sabine Steppat, Rezension zu: Burkard Weth: Deutsch-Sowjetische Kulturbeziehungen 1955-1975. Aachen: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal. de/rezension/38613-deutsch-sowjetische-kulturbeziehungen-1955-1975_46229, veröffentlicht am 09.07.2015.

Deutsch-Sowjetische Kulturbeziehungen 1955 – 1975

Kulturpolitik im Kalten Krieg

von Burkard Weth
Im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses stehen die deutsch-sowjetischen Kulturbeziehungen von 1995 – 1975.
Ausgehend von einer Analyse des Systems der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik, ihrer relevanten Mechanismen und Institutionen und der Auswärtigen Kulturpolitik der Sowjetunion werden die Steuerungsmomente und Determinanten der bilateralen Kulturbeziehungen herausgearbeitet. Detailliert dargestellt werden Akteure und Zielgruppen der Auswärtigen Kulturpolitik.
Von entscheidender Bedeutung ist die Analyse der handlungsmotivierenden Weltbilder und der ideologischen Steuerungselemente bzw. Leitideen. Die Untersuchung wird eingebettet in den historisch-politischen Bezugsrahmen der deutsch-sowjetischen Beziehungen von 1955 bis 1975. Besondere Aufmerksamkeit kommt der Entwicklung der sowjetischen Kulturpolitik zu.
Von Bedeutung ist eine Analyse der Deutschen Auswärtigen Kulturpolitik. Unverzichtbar ist eine Darstellung der vertraglichen Grundlagen der deutsch-sowjetischen Kulturbeziehungen als normativer Bezugsrahmen für die Beziehungen der Kultursysteme.
Nach einer detaillierten Analyse und Darstellung ausgewählter Einzelaktivitäten (Schwerpunktereignisse) auf den verschiedenen Domänen der deutsch-sowjetischen Kulturbeziehungen erfolgt eine Gesamtauswertung der Entwicklung der deutsch-sowjetischen Kulturbeziehungen auf der Grundlage der analysierten Diskursverläufe (Verwaltungs- und Mediendiskurse). Dabei kann keine empirische Gesamtbilanzierung von Maßnahmen auswärtiger Kulturpolitik erfolgen, da angesichts der starken Dezentralisierung und Vielzahl kultureller Aktivitäten eine erschöpfende Gesamtdarstellung kaum realisierbar ist. Nicht vertieft behandelt werden die Bereiche Sport, Kriegsgräberfürsorge und Städteverbindungen (da von Barbara Lippert in ihrer Arbeit ausführlich abgehandelt). Die Mediendiskursanalyse erfolgt auf der Basis prioritär ausgewählter (Print-) Medienstimmen.
In der Gesamtauswertung werden die Ergebnisse der Arbeit formuliert, die eine Mehr-phasenstruktur in der Entwicklung der bilateralen Kulturbeziehungen aufzeigt. Neben wichtigen Einblicken in den Systemvergleich zwischen Ost und West werden grundlegende Erkenntnisse über das Innenleben des sowjetischen Kultursystems und der Kulturbürokratie vermittelt. Die Ergebnisse der Verwaltungs- und Mediendiskursanalysen werden zusammenfassend dargestellt und ausgewertet.
Insgesamt wird die Arbeit dem Anspruch einer gründlichen Bestandsaufnahme der deutsch-sowjetischen Kulturbeziehungen zwischen 19955-1975 gerecht.