Schwarz.Licht von Pedro R Mendes | Passagen durch Westafrika | ISBN 9783860998328

Schwarz.Licht

Passagen durch Westafrika

von Pedro R Mendes, aus dem Portugiesischen übersetzt von Barbara Mesquita und Michael Kegler
Mitwirkende
Übersetzt vonBarbara Mesquita
Autor / AutorinPedro R Mendes
Fotos vonWolf Böwig
Übersetzt vonMichael Kegler
Buchcover Schwarz.Licht | Pedro R Mendes | EAN 9783860998328 | ISBN 3-86099-832-3 | ISBN 978-3-86099-832-8

Schwarz.Licht

Passagen durch Westafrika

von Pedro R Mendes, aus dem Portugiesischen übersetzt von Barbara Mesquita und Michael Kegler
Mitwirkende
Übersetzt vonBarbara Mesquita
Autor / AutorinPedro R Mendes
Fotos vonWolf Böwig
Übersetzt vonMichael Kegler
City of Rest
Wyclin Luke, der coolste Bewohner der Stadt, ist 26 Jahre alt, „oder so“. Es ist nicht das erste Mal, daß er zur stationären Behandlung hier ist. Auf der Straße war er ein rastaman. „Ich habe ein einfaches Leben mit Drogen und Musik geführt“, mit guten Jobs beim Radio und beim British Council. Der Krieg brach über das Trommelfell, durch eine Geräuschexplosion, in ihn ein. „Ich war zu Hause und hörte gerade No Snoopy over my head von Snoop Doggy Dog. Da krachte der Mörser durch die Decke runter in die Kopfhörer und mir mitten ins Hirn! Yeah, Alter, ziemlich irre!“ Die City of Rest wurde 1985 von Pastor Ngobeh als Tageszentrum für Jugendliche gegründet. Heute bietet sie Beratung und Behandlung für Drogenabhängige, Alkoholiker, Straftäter und „Menschen mit schweren Depressionen“. Die Gemeinschaft ist eine Quintessenz Sierra Leones und ein Abbild der jüngeren Geschichte des Landes. Jugendliche aus sehr unterschiedlichen sozialen Schichten und sehr weit voneinander entfernt liegenden Landesteilen kommen hier her. Einer der Patienten ist in Sankt Petersburg geboren und aufgewachsen und spricht besser russisch als das landesübliche Kreol. Ein anderer ist Anglopakistani. „Hier findest du alles, Alter. Es gibt Rastas, Drogisten, Hippies, Junkies, Dreads, Soldaten, Rebellen, Diebe, Mörder.“ Wyclin hält inne und mustert die Gruppe ringsum. „Weißt du, ich glaube, ich bin nicht der Schlimmste von ihnen.“ Wer ist der Schlimmste? Wyclin schaut zu einem Mann mit versunkenem Blick, der reglos auf einem Stuhl in der Mitte vom Innenhof sitzt. „Nun, Alter. Der Schlimmste ist vielleicht der Satan.“ Manche Patienten glauben, sie seien „vom Teufel besessen“. In der City of Rest gibt es ein ständiges Hintergrundgeräusch, einen langgezogenen metallischen Ton, ein Rasseln. „Das ist hart, Alter. Der Mensch ist nicht dazu geboren, Ketten zu tragen“, macht Wyclin seinem Herzen Luft. Jede Kette wiegt ungefähr fünf Kilo. „Ich bin hier und träume von einem Hoffnungsschimmer.“