Deutscher Bauernkrieg 1524-1526 von Gerhard Bickel | ISBN 9783864246401

Deutscher Bauernkrieg 1524-1526

von Gerhard Bickel
Buchcover Deutscher Bauernkrieg 1524-1526 | Gerhard Bickel | EAN 9783864246401 | ISBN 3-86424-640-7 | ISBN 978-3-86424-640-1

Deutscher Bauernkrieg 1524-1526

von Gerhard Bickel
Vorwort
Der Versuch der Bauern vom Adel mehr Rechte und die Aufhebung der Leibeigenschaft
zu fordern, endete in einer blutigen Tragödie.
Die Bauern waren am Anfang des 16. Jahrhunderts die größte Bevölkerungsgruppe
(80 %), während der Anteil des Adels nur 3 % ausmachte. Die Bauern hatten die
Finanzierung des Adels und der Geistlichkeit allein zu tragen, politisch hatten sie aber
absolut nichts zu sagen. Nach der überstanden Pest 1450 war die Bevölkerungszahl
stark reduziert, stieg dann aber wieder stark an.
Missernten sorgten für eine Besorgnis erregende Lage, was Adel und Geistlichkeit in
keiner Weise interessierte. Den Bauern blieb immer weniger zum Leben übrig. Als
besonders abartig fanden die Bauern die „Abgabe im Todesfall“. Die Angehörigen
mussten beim Tod eines Bauern das beste Gewand und das beste Stück Vieh an den
Herrn abgeben. Die Leibeigenschaft bestand immer noch, weshalb der Wohnsitz nur
mit Genehmigung des Herrn gewechselt werden durfte. Es durfte auch nicht einfach
geheiratet werden wen man wollte. Die Entscheidung traf allein der Herr.
Unter den Bauern kam 1520 nach dem Erscheinen der Lutherschen Schrift „Von der
Freyheith eines Christenmenschen“ große Hoffnung auf.
Leider bezog Luther seine Thesen nicht auf das Leben im Diesseits, sondern er meinte
die Freiheit im Jenseits. Er sah die Missstände aber die Bauern sollten trotzdem der
Obrigkeit gehorchen
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan“
Im März 1525 fand in der Freien Reichsstadt Memmingen ein Treffen der
Bauernschaft-Vertretungen aus dem Allgäu, Oberschwaben und dem Bodenseeraum
statt. Die Bauern bestanden auf der Einführung des „Rechts“ und fassten ihre
Beschwerden in zwölf Artikeln zusammen, die mit der Obrigkeit verhandelt werden
sollten. Die „Zwölf Artikel“ wurden von dem Theologen Christoph Schappeler, einem
Schüler Zwinglis, verfasst.
Wichtigster Punkt war die Aufhebung der Leibeigenschaft. Außerdem forderten sie
bessere Lebensbedingungen, das Recht auf Jagt und Fischfang. Sie wollten an der
Abholzung der Wälder mitbeteiligt werden und die Frondienste an die Herren sollten
reduziert werden. Die Herren waren allerdings nicht einverstanden.
Daraufhin organisierten sich die Bauern in sogenannten „Haufen“ (Militärbegriff).
Jeder Haufen hatte eine eigene Fahne.
Die Auseinandersetzung begann, nachdem die Bauern durch das Land zogen und
Klöster plünderten und Burgen stürmten. Bislang gab es noch keine Toten. Das
änderte sich am 16. April 1525, als aufständische Bauern in Weinsberg den Grafen
Ludwig von Helfenstein und seine Begleiter vor den Toren der Stadt töteten.
Im April sammelten sich auch die Bauern aus dem Neckartal und dem Odenwald
unter Jäcklein Rohrbach. Der schmerzvolle Tod der Adligen durch das Stechen und
Prügeln der Bauern ging als die Weinsberger Bluttat in die Geschichte des Bauernkriegs
ein. Sie prägte entscheidend das Bild vom mordenden und plündernden Bauern
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und war einer der Hauptgründe, weshalb sich viele Adlige gegen die Sache der Bauern
stellten. Zur Strafe wurde die Stadt Weinsberg niedergebrannt und Jäcklein Rohrbach
bei lebendigem Leib verbrannt. Nach der Bluttat von Weinsberg vereinigten sich die
Neckartaler und Odenwälder mit dem von dem fränkischen Adligen Florian Geyer
geführten Taubertaler Haufen (Schwarzer Haufen) zum starken Heller Lichter Haufen.
Die annähernd 12.000 Mann wandten sich unter der Führung des Hauptmanns Götz
von Berlichingen gegen die Bischöfe von Mainz und Würzburg und den Kurfürsten
von der Pfalz.
Die Kontrahenten waren der Schwäbische Bund (Führer war Truchsess Georg von
Waldburg) und auf der anderen Seite die Haufen der Bauern. In der ersten Schlacht
wurde bei Leipheim der „Leipheimer Haufen“ besiegt und die Stadt Leipheim hatte
ein beachtliches Strafgeld zu bezahlen. Der Bauernkrieg breitete sich aus: Vom
Hochrhein nach Oberschwaben, nach Franken und bis in den Schwarzwald und ins
Elsass. Weitere Kämpfe folgten im Rheingau, in Thüringen und in den Alpenländern.
Am 14. Mai 1525 besiegte in Frankenhausen ein Fürstenheer die Aufständischen
unter Thomas Müntzer.
Die Bauern waren von Anfang an den Herren unterlegen, waren im Kampf unerfahren
und überaus schlecht ausgerüstet (mit Dreschflegeln und Sauspießen) konnten den
Krieg eigentlich nur verlieren.
Die Folgen des verlorenen Bauernkriegs waren verheerend. Viele Bauern wurden
hingerichtet und verstümmelt. Darüber hinaus wurden sie zu Schadenersatz verpflichtet.
Ungefähr 70 000 Bauern hatten ihr Leben verloren. In manchen Gebieten wurden die
Leibeigenschaft und die Todfallabgabe aufgehoben, auch Heiraten, wen man heiraten
wollte, war wieder möglich.
Einige Forderungen der „Zwölf Artikel“ wurden umgesetzt, ab die endgültige Freiheit
erhielten die Bauern erst 1807, als Napoleon die Leibeigenschaft endgültig abschaffte.