'Der schmerzliche Widerstreit zwischen Schein und
Sein, zwischen Verhängnis und Streben, das uralte
Thema jeder wahrhaftigen Lebensschilderung ist zum
Grundthema dieser neuidealistischen Dichtung geworden,
die darum mit besonderer Vorliebe den Entwicklungsroman
gepflegt hat. So hat auf badischem Boden
Georg Groddeck in seinem Roman Ein Kind der Erde in
weitangelegten Schilderungen, die aus dem Idyll der
Kinderzeit im Landstädtchen in die humorvolle Poesie
der alten Fürstenschule, aus dem Lärm Berlins in
die Arbeit des Arztes der Bäderstadt und aus dem seligen
Liebesglück an der Seite einer anmutigen Frau in
die weltverborgene Einsamkeit Süditaliens führen, das
Werden, Wachsen, Reifen und sachte Verbluten einer
einsiedlerisch veranlagten Natur vor uns vorüberziehen
lassen. Es steckt etwas zu viel in diesem Roman, in den
alle großen Probleme der Neuzeit, religiöse, philosophische,
pädagogische, ästhetische Fragen hineingewoben
sind; aber das Schicksal des Helden, der auf der höchsten
Höhe des schaffenden und genießenden Lebensglückes
nie zu restloser Harmonie kommen kann, bis
er in völligem Verzicht auf alle Umwelt nur sich selber
sucht, spiegelt das ergreifende Ringen der Edelsten und
Echtesten unserer Tage nach wahrem, voll befriedigendem
Daseinsinhalt in reicher Bilderfülle wieder.'
Aus: Karl Hesselbacher: Silhouetten neuerer badischer
Dichter (Eugen Salzer Verlag, Heilbronn 1910).
Sein, zwischen Verhängnis und Streben, das uralte
Thema jeder wahrhaftigen Lebensschilderung ist zum
Grundthema dieser neuidealistischen Dichtung geworden,
die darum mit besonderer Vorliebe den Entwicklungsroman
gepflegt hat. So hat auf badischem Boden
Georg Groddeck in seinem Roman Ein Kind der Erde in
weitangelegten Schilderungen, die aus dem Idyll der
Kinderzeit im Landstädtchen in die humorvolle Poesie
der alten Fürstenschule, aus dem Lärm Berlins in
die Arbeit des Arztes der Bäderstadt und aus dem seligen
Liebesglück an der Seite einer anmutigen Frau in
die weltverborgene Einsamkeit Süditaliens führen, das
Werden, Wachsen, Reifen und sachte Verbluten einer
einsiedlerisch veranlagten Natur vor uns vorüberziehen
lassen. Es steckt etwas zu viel in diesem Roman, in den
alle großen Probleme der Neuzeit, religiöse, philosophische,
pädagogische, ästhetische Fragen hineingewoben
sind; aber das Schicksal des Helden, der auf der höchsten
Höhe des schaffenden und genießenden Lebensglückes
nie zu restloser Harmonie kommen kann, bis
er in völligem Verzicht auf alle Umwelt nur sich selber
sucht, spiegelt das ergreifende Ringen der Edelsten und
Echtesten unserer Tage nach wahrem, voll befriedigendem
Daseinsinhalt in reicher Bilderfülle wieder.'
Aus: Karl Hesselbacher: Silhouetten neuerer badischer
Dichter (Eugen Salzer Verlag, Heilbronn 1910).