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Die unendlichen Frauen
Prostitution und städtische Ordnung in Konstanz im 15. und 16. Jahrhundert
von Beate SchusterUnendliche Frauen, eine Bezeichnung für Prostituierte, die uns heute unverständlich erscheint, die aber angesichts der Realität mittelalterlicher Städte ihren Sinn erhält: Frauen, die nicht in einem Familienverband eingebunden waren, hatten die Freiheit, ihre Sexualität einzuSetzen, um Bindungen zu schaffen. Die Toleranz des Konstanzer Rates den Frauen gegenüber, die in keinen geregelten Verhältnissen leben, scheint modern. Ihre VorausSetzungen aber sind uns heute fremd geworden. Erst das obrigkeitliche Engagement für die Einbindung der Sexualität aller in die Ehe seit dem Ende des 15. Jahrhunderts macht aus den „unendlichen“ Frauen „Huren“, die nun um der christlichen Ordnung willen aus der Stadt vertrieben werden mussten.
Beate Schuster ist Lektorin an der Universität Paris X.
Beate Schuster ist Lektorin an der Universität Paris X.