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Vulkane, Saurier und Gletscher
Museen und geologische Naturdenkmale in Sachsen-Anhalt
Vorwort von Jan H OlbertzSachsen-Anhalt verfügt über eine abwechslungsreiche Geologie. Sie findet sich in zahlreichen Geotopen und Naturdenkmalen, in Museen und ähnlichen Institutionen mit geologischen Sammlungen. Weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt sind die Teufelsmauer, das Bodetal, die Anhalter Golddukaten, Bitterfelder Bernstein, die Pyramiden des Mansfelder Landes, Findlinge als Zeugen verschiedener Eiszeiten, versteinerte Wälder am Südharz, Saurier und Mammute, der Waldelefant von Gröbern, Salz- und Sole-Lagerstätten oder das Musterbodenprofil Eickendorf, die Grundlage der Bodenbewertung in Deutschland. Regional gegliedert werden Museen, ähnliche Institutionen mit geowissenschaftlichen Sammlungen, Naturdenkmale und Geotope vorgestellt.
Im Mittelpunkt stehen die jeweiligen Eigenarten der Sammlungen, ihre Schwerpunkte und die
Ausstellungshöhepunkte. Neben Fotografien zu den Ausstellungen und darin enthalten besonderen
Exponaten enthält der Band zahlreiche Blockbilder, die die geologischen Abläufe veranschaulichen
und auch dem Laien das Eindringen in die Entstehungsgeschichte unserer heutigen Gegebenheiten erlauben.
Leseprobe Zwei montierte Saurierskelette, die 1910 bzw. 1899 bei dem Abbau von Ton in Halberstadt gefunden wurden, empfangen den Besucher im Heineanum. Vor etwa 210 Mio. Jahren kam hier in einem mit Seen durchsetzten Sumpfgebiet der 5m lange Dinosaurier Plateosaurus quenstedti zu Tode. Aber auch Vertreter anderer Sauriergruppen, Kriechtiere, Amphibien und Fische fanden hier ihr Grab. Sie wurden samt den Resten von etwa 50 Plateosauriern zwischen 1909 und 1938 aus dem Keuper-Ton geborgen. Der 3m lange Plesiosaurier Eurycleidus arcuatus, an das Leben im Meer angepasst, lebte gut 20 Mio. Jahre später, als Mitteleuropa zum größten Teil von einem flachen Meer bedeckt war. Zusammen mit Muscheln und Ammoniten wurde diese bisher für Deutschland nicht nachgewiesene Art aus dem Lias-Ton gegraben. Was hat der Kaiser mit den Sauriern von Sachsen-Anhalt zu tun? Im Jahre 1909 übergaben Arbeiter der damaligen Baereckeschen Ziegelei einige Knochenreste an den Halberstädter Zahnarzt und Sammler E. Torger. Dieser schickte die Knochen zusammen mit weiteren Fundstücken nach Greifswald zur Bestimmung. Der Greifswalder Paläontologe Prof. O. Jaekel erkannte deren Bedeutung und veranlasste eine systematische Grabung. Von 1909 bis 1914 wurden 35 nahezu komplette Skelette des Plateosaurus geborgen. Der damalige Besitzer der Ziegelei ermöglichte die Bergung durch die Umstellung seiner Abbaumethode auf schonende Handschachtung. Die entstandenen Produktionsverluste wurden durch großzügige Spenden ausgeglichen. Der preußische Staat erwarb die Rechte auf alle Fossilfunde. Dem Besitzer der Grube wurde jeder Fund aus dem Dispositionsfonds des deutschen Kaisers Wilhelm II. einzeln bezahlt. Die Fundstelle liegt am Nordrand der Halberstädter Kreidemulde. Unter einer geringmächtigen Lockergesteinsdecke von Löss und Auesedimenten liegt eine ca.9m mächtige Serie überwiegend sandiger Sedimente, die im Liegenden von grünlichen und rötlichen Tonsteinen abgelöst wird. Die oberen 2m dieser Serie bilden die Saurierfundschicht. Fossilreste fanden sich aber auch in den oberen sandigen Schichten. Erst H. Jüngst gelang 1928 die stratigraphische Zuordnung in den Keuper, vor 212Mio. Jahren. Die relativ häufigen Funde der Muschel Unionites posterus in den oberen sandigen Schichten untermauerten eine Einstufung in das Unterrät, wie jüngste Untersuchungen bestätigen. Das außergewöhnlich häufige Vorkommen der Fossilreste, insbesondere ihre gute Erhaltung und die fehlende Verfrachtung der Skelettreste, haben Jaekel veranlasst, den Fossilisationsvorgang zu rekonstruieren. Er kommt zu dem Schluss, dass Schlammsümpfe den Tod der großen Saurier verursacht haben müssen. Werden die übrigen Faunenelemente wie Muscheln, verschiedene Fische, Schildkröten und Schnecken berücksichtigt, so waren auch offene Wasserflächen vorhanden. Es gab offensichtlich länger existierende Seen, die von einem trügerischen Schlammsumpfgürtel umgeben waren. Beim Versuch, das offene Wasser zu erreichen, sind die Saurier im Sumpf stecken geblieben und verendet.
Leseprobe Zwei montierte Saurierskelette, die 1910 bzw. 1899 bei dem Abbau von Ton in Halberstadt gefunden wurden, empfangen den Besucher im Heineanum. Vor etwa 210 Mio. Jahren kam hier in einem mit Seen durchsetzten Sumpfgebiet der 5m lange Dinosaurier Plateosaurus quenstedti zu Tode. Aber auch Vertreter anderer Sauriergruppen, Kriechtiere, Amphibien und Fische fanden hier ihr Grab. Sie wurden samt den Resten von etwa 50 Plateosauriern zwischen 1909 und 1938 aus dem Keuper-Ton geborgen. Der 3m lange Plesiosaurier Eurycleidus arcuatus, an das Leben im Meer angepasst, lebte gut 20 Mio. Jahre später, als Mitteleuropa zum größten Teil von einem flachen Meer bedeckt war. Zusammen mit Muscheln und Ammoniten wurde diese bisher für Deutschland nicht nachgewiesene Art aus dem Lias-Ton gegraben. Was hat der Kaiser mit den Sauriern von Sachsen-Anhalt zu tun? Im Jahre 1909 übergaben Arbeiter der damaligen Baereckeschen Ziegelei einige Knochenreste an den Halberstädter Zahnarzt und Sammler E. Torger. Dieser schickte die Knochen zusammen mit weiteren Fundstücken nach Greifswald zur Bestimmung. Der Greifswalder Paläontologe Prof. O. Jaekel erkannte deren Bedeutung und veranlasste eine systematische Grabung. Von 1909 bis 1914 wurden 35 nahezu komplette Skelette des Plateosaurus geborgen. Der damalige Besitzer der Ziegelei ermöglichte die Bergung durch die Umstellung seiner Abbaumethode auf schonende Handschachtung. Die entstandenen Produktionsverluste wurden durch großzügige Spenden ausgeglichen. Der preußische Staat erwarb die Rechte auf alle Fossilfunde. Dem Besitzer der Grube wurde jeder Fund aus dem Dispositionsfonds des deutschen Kaisers Wilhelm II. einzeln bezahlt. Die Fundstelle liegt am Nordrand der Halberstädter Kreidemulde. Unter einer geringmächtigen Lockergesteinsdecke von Löss und Auesedimenten liegt eine ca.9m mächtige Serie überwiegend sandiger Sedimente, die im Liegenden von grünlichen und rötlichen Tonsteinen abgelöst wird. Die oberen 2m dieser Serie bilden die Saurierfundschicht. Fossilreste fanden sich aber auch in den oberen sandigen Schichten. Erst H. Jüngst gelang 1928 die stratigraphische Zuordnung in den Keuper, vor 212Mio. Jahren. Die relativ häufigen Funde der Muschel Unionites posterus in den oberen sandigen Schichten untermauerten eine Einstufung in das Unterrät, wie jüngste Untersuchungen bestätigen. Das außergewöhnlich häufige Vorkommen der Fossilreste, insbesondere ihre gute Erhaltung und die fehlende Verfrachtung der Skelettreste, haben Jaekel veranlasst, den Fossilisationsvorgang zu rekonstruieren. Er kommt zu dem Schluss, dass Schlammsümpfe den Tod der großen Saurier verursacht haben müssen. Werden die übrigen Faunenelemente wie Muscheln, verschiedene Fische, Schildkröten und Schnecken berücksichtigt, so waren auch offene Wasserflächen vorhanden. Es gab offensichtlich länger existierende Seen, die von einem trügerischen Schlammsumpfgürtel umgeben waren. Beim Versuch, das offene Wasser zu erreichen, sind die Saurier im Sumpf stecken geblieben und verendet.