
Wer für Konzerte in der Passionszeit im kommenden Jahr noch unentdeckte Schätze heben möchte, darf an dieser Ausgabe eigentlich nicht vorübergehen. Gerade weil es sich um wahre Raritäten handelt, liegt die herausragende Bedeutung dieser Carus-Ausgabe vor allem im editorischen Wert. Wie aufwendig Carus arbeitet, sieht man daran, dass im Anhang die zweite Fassung des „Stabat mater“ op.16 ebenfalls abgedruckt ist. Beide Stabat-Mater-Vertonungen Rheinbergers atmen den Geist der oratorischen Kompositionstradition des 17. und 18. Jahrhunderts: symphonischer Chorsatz, fugierte (anspruchsvolle) Schlüsse, ein - besonders intonatorisch - nicht einfach zu bewältigender, aber faszinierend klangprächtiger Orchesterpart [...] Carus hat hier in der Reihe der Rheinberger-Ausgabe eine brillante, leinengebundene Edition vorgelegt mit sehr gutem Vorwort, Komponistenbiographie, Faksimile-Ausschnitten, einem ausführlichen kritischen Bericht und mit einem Druckbild, das keine Wünsche offen lässt.
Reiner Schuhenn
Quelle: Musik im Bistum Essen III/1997, S. 62