Piketty kurz & kritisch von Joachim Bischoff | Eine Flugschrift zum Kapitalismus im 21. Jahrhundert | ISBN 9783899656466

Piketty kurz & kritisch

Eine Flugschrift zum Kapitalismus im 21. Jahrhundert

von Joachim Bischoff und Bernhard Müller
Mitwirkende
Autor / AutorinJoachim Bischoff
Autor / AutorinBernhard Müller
Buchcover Piketty kurz & kritisch | Joachim Bischoff | EAN 9783899656466 | ISBN 3-89965-646-6 | ISBN 978-3-89965-646-6
Leseprobe

Piketty kurz & kritisch

Eine Flugschrift zum Kapitalismus im 21. Jahrhundert

von Joachim Bischoff und Bernhard Müller
Mitwirkende
Autor / AutorinJoachim Bischoff
Autor / AutorinBernhard Müller
Der französische Ökonom Thomas Piketty ist mit seiner umfangreichen Studie zur wachsenden Ungleichheit zum Bestsellerautor geworden – auch in Deutschland. Pikettys Daten sind überwiegend als wegweisend für die verteilungspolitische Debatte eingeschätzt worden.
Innerhalb des gesellschaftskritischen Spektrums hierzulande gibt es allerdings eine merkwürdig zurückhaltende Resonanz. Es dominiert der Vorbehalt, der Autor argumentiere 'nie antikapitalistisch'. Die gern bemühte Attitüde, jeder Linke wusste ja schon immer, dass es im Kapitalismus ungerecht zugeht, ist allerdings wenig mit empirischen Fakten untermauert. Dagegen markieren die von Piketty und seinen Kollegen vorgelegten Daten zu Vermögen, Vermögensverteilung und Volkseinkommen eine Zäsur in der gesellschaftspolitischen Debatte – bei allen kritischen Einwänden im Detail.
Der weitaus größere Teil der Menschheit besitzt nichts, höchstens Schulden. Nach einer aktuellen Untersuchung der US-amerikanischen Zentralbank FED hielt die untere Hälfte der US-Haushalte nur 1% des Vermögens, während es 1989 noch 3% gewesen waren. Dagegen stieg der Anteil der reichsten 5% in den Jahren 1989 bis 2013 von 54 auf 63%.
Die herrschenden Eliten sind darüber irritiert, dass die Ungleichheit wiederum ein Maß wie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts erreicht hat. 1914 existierte eine Reichtumskonzentration wie 1789. 'Das Versprechen der Französischen Revolution hatte sich als Täuschung erwiesen, jedenfalls was die Gleichheit angeht, und ein großer Teil meiner Untersuchung besteht in der Frage, was letztendlich an diesem Versprechen nicht funktionierte. und ob heute, nach all den Erschütterungen des 20. Jahrhunderts, nicht das Risiko besteht, dass man sich einem im Grunde wenig davon abweichenden Grad der Ungleichheit nähert.'
Wenn dem so ist, stellt sich die Frage nach den Entwicklungsperspektiven oder dem Ende des Kapitalismus. Damit ist zugleich das Problem aufgeworfen, ob diesmal eine zivilisatorische Anpassung möglich ist oder das Ganze in einer erneuten Katastrophe enden wird.