Weimar war im Laufe der Jahrhunderte mehrmals ein Zentrum von Bildender Kunst, Musik und Literatur. Zudem war die Residenzstadt ein bedeutender protestantischer Erinnerungsort. Seine herausragende Bedeutung in der Kulturgeschichte Deutschlands erlangte Weimar unter der Regentschaft von Herzogin Anna Amalia und ihrem Sohn Carl August: Die Berufungen von Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Friedrich von Schiller begründeten die »Weimarer Klassik« und den Mythos vom »Weimarer Musenhof«.
Auf diesen »Geist von Weimar« beriefen sich um 1900 Vertreterinnen und Vertreter der Moderne, des Konservatismus und
der Heimatkunstbewegung gleichermaßen. Zudem kämpften die Arbeiterschaft und die Frauenbewegung weitgehend auf sich gestellt für ihre (kulturelle) Bildung und ihre Emanzipation. Auch von 1914 bis 1918 sowie 1919 wurde der »Geist von
Weimar« beschworen: zunächst als Legitimation für den Krieg, dann aber für den demokratischen und kulturellen Aufbruch in der Weimarer Republik.