
aus: Praxis Sprache 4/2022 - Fachzeitschrift für Sprachheilpädagogik, Sprachtherapie und Sprachförderung
…Die Geschichte ist ein Pferdeabenteuer in der Gegenwart – durch die Omnipräsenz digitaler Medien und die lockerer Schreibweise der Autorin fällt jugendlichen Leser: innen die Identifikation mit den Protagonisten leichter. Das Besondere: Der Haupthandlungsstrang betrifft die Themen Reiten und Pferde, womit besonders weibliche Leserinnen angesprochen werden sollen. Das Thema Stottern ist – wie bereits im ersten Band – unaufdringlich aber untrennbar mit dem spannenden Pferdekrimi verbunden.
… Es macht großen Spaß, Rike und Enzo auf ihren Abenteuern zu begleiten und die Autorin schafft es erneut, das Thema Stottern „ganz nebenbei“ für junge und jung gebliebene Leser: innen zugänglich und gut verständlich zu machen und dabei wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten.
…Petra Sasmaz lässt immer wieder sehr einfühlsame Momente und wertvolle Informationen bezüglich des Stotterns einfließen, macht da Stottern aber nicht zum Hauptthema und zeigt mit viel Leichtigkeit, dass Stottern nur eine Facette von stotternden Menschen ist, ohne dabei das Thema zu verniedlichen. Das ist eine trickreiche Gratwanderung und als Stottertherapeutin finde ich dieses Buch sehr gelungen, denn anstatt von Erwachsenen belehrt zu werden, fühlen sich Jugendliche durch den treffend gewählten Tonfall des Buches angesprochen und bleiben offen für die Beschäftigung mit dem Thema Stottern.
… Interessant finde ich noch, dass nicht nur meine jugendlichen Patient: innen die Rike-Bücher lieben – auch meine erwachsenen Patient: innen lesen sie noch gerne und können durch diese Art der Beschäftigung mit dem Thema Stottern leichter ins Gespräch über tiefsitzende Erlebnisse kommen, so dass wir einen guten Zugang bekommen um diese aufzuarbeiten und nachträglich versorgen können.
Ob man das Buch gezielt therapeutisch einsetzen möchte oder einfach nur ein spannendes Leseabenteuer sucht – ich empfehle „Rike oder Das Gestüt am Waldrand“ immer gerne weiter.
Isabella Colthorp, München
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Reaktion einer Erwachsenen, Oktober 2020
“Jetzt hätte ich fast meine Bushaltestelle verpasst, ich war so in das Buch vertieft!” …mit diesen Worten begrüßte mich eine erwachsene stotternde Patientin, nachdem ich ihr in der vorherigen Woche das Buch Rike oder das Gestüt am Waldrand empfohlen hatte. “Mich hat das Buch ganz verzaubert!”, fuhr sie fort und berichtete dann, dass sie durch die Lektüre des Buches zum ersten Mal offen mit ihrem Mann über ihr Stottern sprechen konnte. Das war ein großer Durchbruch für sie und auch in den darauf folgenden Wochen und Monaten erwähnte sie das Buch immer wieder. Nach einer besonders fruchtbaren Therapiestunde sagte sie: “Ich bin jetzt total interessiert am Stottern und richtig motiviert, die Sachen auszuprobieren, die ich hier lerne - und das Buch ist schuld.”
Eigentlich ist Rike ein Jugendbuch - aber wer sagt denn, dass Erwachsene keine Jugendbücher lesen dürfen? …oder wollen? Wir alle haben in uns noch kindliche und jugendliche Anteile und häufig brauchen die auch noch ein bisschen Trost oder einen Perspektiven-Wechsel. Wenn wir schon in unserer Jugend keine Unterstützt bei Überforderung hatten, können wir es doch als Erwachsene nachholen. Und dabei kann ein Buch wie Rike ganz wunderbar helfen. Das Eintauchen in das Leben der Hauptdarstellerin ist ein fantastisches Medium um sich auf einer ganz anderen Ebene mit seinem Stottern zu beschäftigen und auch das ein oder andere (noch) vorgelebt zu bekommen.
Das Buch ist fesselnd geschrieben - auch ich habe es ganz gebannt gelesen - und ganz abgesehen von der Unterstützung, die stotternde Jugendliche und Erwachsene von Rike und Enzo erhalten können, macht die Lektüre einfach Freude und definitiv Lust auf mehr. Mir gefällt ganz besonders, dass Rike ein ganz normales Jugendbuch ist, in dem einfach nur die Hauptdarsteller stottern. Und das nicht weil sie nervös oder ängstlich sind oder in irgendeine andere Stottern-Schublade gesteckt werden sollen, sondern einfach nur weil sie eben stottern.
Im Leben der Protagonisten ist das Stottern nicht das Thema Nummer eins aber spielt eine Rolle und wird nicht verniedlicht. Es ist ein Nebenschauplatz aber wird ernst genommen und die Belastung, die durch das Stottern im Alltag auftreten kann, ist sehr einfühlsam und treffend beschrieben - hier merkt man einfach, dass die Autorin das aus eigener Erfahrung beschreibt. Und andererseits ist es eben auch nicht das einzige, das Rike und Enzo ausmacht und definitiv nicht das wichtigste - die Charaktere sind vielseitig, menschlich, liebenswert, mutig und interessant und es entsteht ein wunderbares Bild davon, dass das Stottern zwar auch eine Belastung darstellen kann und Betroffene in der ein oder anderen Situation auch wirklich zutiefst beschäftigt und auch einschränken und herausfordern kann aber es einfach eine von vielen Facetten eines Menschen sein kann.
Rike oder das Gestüt am Waldrand ist ein spannendes Jugendbuch, das ganz nebenbei Stotternden Menschen Zuversicht gibt und ich werde es noch häufig weiterempfehlen.
Isabella Colthorp, akademische Sprachtherapeutin (M. A.), München
Immer mehr seltsame und verrückte Dinge passieren in diesem spannenden Pferdekrimi – doch Rike lässt nicht locker!