Oder Büchner

Die Barbe, Folge 1: Die zur Gattung der Karpfenfische gehörige Barbe mit den charakteristischen vier Bartfäden am vorstehenden Oberkiefer lieferte Georg Büchner im Winter 1835/36 das hauptsächliche Material zu seiner morphologischen Untersuchung 'Über die Nerven der Fische'. Aufgrund ihres massiven Skeletts war die bis 9 kg schwere Barbe für anatomische Studien besonders gut geeignet. 'Ihr Fleisch', so befand ein zeitgenössisches Lexikon, 'ist weiß, weich, aber voller Gräten und nicht eben geschätzt, gilt aber für leicht verdaulich. In England wird die Barbe nur von der ärmeren Volksklasse gegessen.' Viele Gräten, wenig Fleisch. Die Barbe, Proletarier unter den Fischen, war auch der Speisefisch des Proletariats.
Wer sich mit einem Autor langjährig beschäftigt hat und dann eine Lyrikanthologie über ihn herausgibt, läuft Gefahr, seine Argumente mit dem Zeigefinger des Philologen glaubhaft und gewichtig machen zu wollen. Ich bin dieser naheliegenden Versuchung möglichst aus dem Weg gegangen. Manche Kommentare sind wahrscheinlich selbst kommentarbedürftig, doch setze ich mich lieber diesem Vorwurf aus, als mich künftig zum 'philolog. Schandvolk' zählen zu müssen, das als solches bereits vom siebzehnjährigen Büchner zutiefst verachtet wurde. Freilich: Bobrowski verdreht im Titel seines Gedichts die Vornamen des historischen Lenz, Hacks malträtiert Büchners arme Braut. aber Shakespaere, der große Shakespeare läßt die Römer Hüte tragen und Schiffe landen in Böhmen und gar einen trojanischen Prinzen den Aristoteles zitieren!
Mit Gedichten von Wilhelm Büchner, Georg Herwegh, Luise Büchner, Kurt Tucholsky, Peter Huchel, Werner Steinberg, Karl Krolow, Johannes Bobrowski, Erich Fried, Elisabeth Borchers, Peter Hacks, Heiner Müller, Fritz Deppert, Volker Braun, Friedrich Christian Delius, Lutz Rathenow, u. a.
Weitere Titel bei Häusser zum Thema Georg Büchner siehe: ISBN 3-927902-94-2 und ISBN 3-927902-10-1