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Die Päpste zu Lande, zu Wasser und in der Luft
von Ulrich NersingerDer vertraute Ausspruch „per pedes apostolorum“ kennzeichnet die ursprüngliche Art der Fortbewegung der Apostel Jesu Christi. Doch mit dem Auftrag, allen Völkern der Erde das Evangelium zu bringen, waren auch sie gezwungen, es nicht allein bei den pedes apostolorum zu belassen. Viele Orte waren nur beritten zu erreichen; und um Meere zu überqueren, mußte man sich an Bord von Schiffen begeben. Sachkundig, spannend und anekdotenreich berichtet der Autor wie die Päpste als Haupt des Apostelkollegiums das 'per pedes apostolorum' in den vergangenen zwei Jahrtausenden immer wieder der jeweiligen Zeit anpassten. Sogar dem geschichtskundigen Leser kann der Autor dabei manch kaum oder gar nicht Bekanntes mitteilen. Denn wer weiß schon, daß es Pius IX. war, der 1849 als erster Papst amerikanischen Boden betrat – indem er sich an Bord der USS Constitution begab, des Flagschiffs der US-Flotte im Mittelmeer.
Die Sedia Gestatoria, der päpstliche Tragsessel, war bis 1978 noch ein vertrauter Anblick in vatikanischen Gefilden. Bei feierlichen Pontifikalämtern und großen Audienzen sah man mit Bewunderung, wie der Papst nach St. Peter, in den Lateran oder zu den Audienzsälen des Vatikans getragen wurde. Bei den päpstlichen Fronleichnamsprozessionen kam der Talamo zur Verwendung, eine von Gian Lorenzo Bernini entworfene Tragevorrichtung, auf der der Papst vor dem Allerheiligsten niederkniete.
Prunkvoll gestalteten sich die Reiterprozessionen der Päpste, besonders die Kavalkade, in der sie nach ihrer Krönung zum Lateran zogen, um dort feierlich von Kirche und Palast Besitz zu ergreifen. Geschichte gemacht haben die unbändige Reitlust Klemens’ XIV. (1769-1774) und Pius’ IX. (1846-1878) – und besonders die Stürze des Erstgenannten. Auf Schiffen waren die Päpste als Admiral einer Kriegsflotte (Johannes VIII., 872-882), als Flüchtling aus der Ewigen Stadt (Eugen IV., 1431-1447) oder als Heimkehrer von Avignon nach Rom (Gregor XI., 1370-1378) zugegen. Eigene Schiffe hielten sich die Päpste bis zum Ende des alten Kirchenstaates. Noch heute existiert im Gouverneursamt des Vatikanstaates ein „Schiffahrtsregister“ – freilich ohne Eintrag. „Stählerne Rosse“ – Eisenbahnen – wurden von Papst Pius IX. in den Päpstlichen Staaten eingeführt. Und auch der 1929 begründete Vatikanstaat verfügt über einen eigenen Bahnhof und ein eigenes „Schienennetz“. Ein Juwel der Eisenbahngeschichte stellt der Repräsentationszug des Mastai-Ferretti-Papstes dar, der im Museo di Roma verwahrt wird.
Die Kutschen Seiner Heiligkeit können noch heute in den Vatikanischen Museen bestaunt werden. Ein schlichter Landauer erinnert an die abenteuerliche Flucht Pius’ IX. aus dem von Revolutionären besetzten Rom des Jahres 1848. Die von Kardinal Lucien Bonaparte dem Papst geschenkte Galakutsche hingegen besticht durch ihren napoleonischen Prunk. Als der hl. Pius X. 1910 vom New Yorker Erzbischof ein Automobil geschenkt bekam, weigerte er sich in etwas zu steigen, „das teuf-teuf macht“. Heute ist das Auto ein unentbehrliches Transportmittel für die römischen Oberhirten geworden. Die beiden letzten Pius-Päpste und Paul VI. machten aus ihrer Autobegeisterung keinen Hehl; Pius XII. verblüffte Konstrukteure und Hersteller durch eine detailreiche Kenntnis vom Innenleben der macchine.
Luftschiffe, wie den Zeppelin, setzten die Päpste als Missionsvehikel ein; Pius XI. ließ durch General Nobile 1928 ein schweres Eisenkreuz über dem Nordpol abwerfen. Papst Paul VI. war der erste Papst, der ein Flugzeug benutzte – für den Flug von Rom ins Heilige Land (1964). Um sich unter Umgehung des römischen Verkehrschaos zu den Flughäfen der Ewigen Stadt oder in ihre Sommerresidenz Castelgandolfo zu begeben, ließen sie in den Vatikanischen Gärten sogar einen „Portus Helicopterorum“ (Hubschrauberlandeplatz) anlegen. Für den Sternenhimmel interessierten sich die Nachfolger des hl. Petrus seit frühester Zeit. Schon im 16. Jahrhundert richteten sie ein Observatorium im Vatikan ein. Auf den Mond haben die Päpste ihren Fuß noch nicht gesetzt – aber die Flagge des Vatikanstaates war schon dort. Die Astronauten der Apollo-XVII-Mission hatten sie mit auf den Erdtrabanten genommen.
Die Sedia Gestatoria, der päpstliche Tragsessel, war bis 1978 noch ein vertrauter Anblick in vatikanischen Gefilden. Bei feierlichen Pontifikalämtern und großen Audienzen sah man mit Bewunderung, wie der Papst nach St. Peter, in den Lateran oder zu den Audienzsälen des Vatikans getragen wurde. Bei den päpstlichen Fronleichnamsprozessionen kam der Talamo zur Verwendung, eine von Gian Lorenzo Bernini entworfene Tragevorrichtung, auf der der Papst vor dem Allerheiligsten niederkniete.
Prunkvoll gestalteten sich die Reiterprozessionen der Päpste, besonders die Kavalkade, in der sie nach ihrer Krönung zum Lateran zogen, um dort feierlich von Kirche und Palast Besitz zu ergreifen. Geschichte gemacht haben die unbändige Reitlust Klemens’ XIV. (1769-1774) und Pius’ IX. (1846-1878) – und besonders die Stürze des Erstgenannten. Auf Schiffen waren die Päpste als Admiral einer Kriegsflotte (Johannes VIII., 872-882), als Flüchtling aus der Ewigen Stadt (Eugen IV., 1431-1447) oder als Heimkehrer von Avignon nach Rom (Gregor XI., 1370-1378) zugegen. Eigene Schiffe hielten sich die Päpste bis zum Ende des alten Kirchenstaates. Noch heute existiert im Gouverneursamt des Vatikanstaates ein „Schiffahrtsregister“ – freilich ohne Eintrag. „Stählerne Rosse“ – Eisenbahnen – wurden von Papst Pius IX. in den Päpstlichen Staaten eingeführt. Und auch der 1929 begründete Vatikanstaat verfügt über einen eigenen Bahnhof und ein eigenes „Schienennetz“. Ein Juwel der Eisenbahngeschichte stellt der Repräsentationszug des Mastai-Ferretti-Papstes dar, der im Museo di Roma verwahrt wird.
Die Kutschen Seiner Heiligkeit können noch heute in den Vatikanischen Museen bestaunt werden. Ein schlichter Landauer erinnert an die abenteuerliche Flucht Pius’ IX. aus dem von Revolutionären besetzten Rom des Jahres 1848. Die von Kardinal Lucien Bonaparte dem Papst geschenkte Galakutsche hingegen besticht durch ihren napoleonischen Prunk. Als der hl. Pius X. 1910 vom New Yorker Erzbischof ein Automobil geschenkt bekam, weigerte er sich in etwas zu steigen, „das teuf-teuf macht“. Heute ist das Auto ein unentbehrliches Transportmittel für die römischen Oberhirten geworden. Die beiden letzten Pius-Päpste und Paul VI. machten aus ihrer Autobegeisterung keinen Hehl; Pius XII. verblüffte Konstrukteure und Hersteller durch eine detailreiche Kenntnis vom Innenleben der macchine.
Luftschiffe, wie den Zeppelin, setzten die Päpste als Missionsvehikel ein; Pius XI. ließ durch General Nobile 1928 ein schweres Eisenkreuz über dem Nordpol abwerfen. Papst Paul VI. war der erste Papst, der ein Flugzeug benutzte – für den Flug von Rom ins Heilige Land (1964). Um sich unter Umgehung des römischen Verkehrschaos zu den Flughäfen der Ewigen Stadt oder in ihre Sommerresidenz Castelgandolfo zu begeben, ließen sie in den Vatikanischen Gärten sogar einen „Portus Helicopterorum“ (Hubschrauberlandeplatz) anlegen. Für den Sternenhimmel interessierten sich die Nachfolger des hl. Petrus seit frühester Zeit. Schon im 16. Jahrhundert richteten sie ein Observatorium im Vatikan ein. Auf den Mond haben die Päpste ihren Fuß noch nicht gesetzt – aber die Flagge des Vatikanstaates war schon dort. Die Astronauten der Apollo-XVII-Mission hatten sie mit auf den Erdtrabanten genommen.