
×
Auszug
NachwortWorte, die sich erfüllen und in Bilder verwandeln. Zugleich Sprachmystik und „Seelenlärm’’. Die Liebe ist Kongruenz und Bewegung. Die erfüllte Liebe ist es, nicht die nachgereichte, was die Lyrik Horst Sauls auszeichnet. „Lass deine Tage mir das Herz erhellen und dein Begehren meinen Leib umwachsen“. Lyrische Momente, reduziert und komprimiert.
Liebesgedichte der feinen Art. Keine erotischen Schlüpfrigkeiten. Die ungeheure Intensität des Gefühls umarmt den Augenblick. Das lyrische Ich ist ganz gegenwärtig. Manchmal streift ein Hauch von Vergänglichkeit durch das helle Licht der „hohen Tage“. In „Dein Advent“ wird dieser Moment zur Gewissheit. Wenn auch die Kerzen brennen, der Abschied ist nah.
In „Ende des Sommers“ ist die Vergänglichkeit im Thema angelegt. Etwas ist gewaltsam zu Ende gegangen, einzig die Sehnsucht in der Erinnerung blieb. Versöhnend legt sie sich über das Schicksal.
Die „große Liebe“ ist es, die Horst Saul besingt, die Liebe als Zufluchtsort, die erlösende Liebe. Die Erotik des Augenblicks und ihr Nachklang in der Erinnerung. Musikalität ist das Metrum seiner Sprache. Ein Gesang, fließend, fliehend, frohlockend.
Monika Böss
Kritiker Stimme
… Selten gibt es Menschen, die sich mit solch hellen Ohren und solch klarem Blick einmal um die eigene Achse gedreht haben. Bilder und Töne, die andere übersehen oder überhören, fasst Saul in Verse, die man nicht mehr überhören oder übersehen kann. Seine Gedichte zeigen schöne und bittere Bilder, sie lassen an harmonische und atonale Musik denken, sie lassen Gefühle wach werden, die eingeschlafen waren… Robert Kulka („In deren Feuer du verbrennst“)
… Nicht den ewigen Kampf gegen den Tod schildert er, sondern die vielen kleinen Ewigkeiten, die auf ihn vorbereiten und dem Leben einen Sinn geben. Der Sinn ergibt sich aus der kontinuierlichen poetischen Reflexion über Liebe und Tod: Liebe als Reiz der Sinne, die erst in diesem Zustand der Wahrnehmung der Welt fähig sind, Tod als Vollendung der Wahrnehmung. Einprägsam variiert Saul zwischen Bildern, die das Leben feiern und welchen, die den Abschied evozieren, … Sylvie Tyralla-Noel („Herzzeitlose“)
… Eine faszinierende und gleichzeitig schmerzende Darstellung der Natur als solche und als Ort der ästhetischen Kontemplation und der Verinnerlichung ist „Die Venus von Akakus“. Denn nirgendwo konnte Saul intensiver als in der Unendlichkeit der Wüste verspüren und begreifen, was uns Menschen verwehrt und verweigert bleibt. Seine Essays leben aus der Spannung zwischen der exakten Beschreibung und dem poetischen bzw. philosophischen Flug. … Nach seinen Gedichtjahren betritt er wieder das Labyrinth, nur mit anderen Schuhen oder auf Zehenspitzen und mit einer anderen Lampe in der Hand. Francisca Ricinski-Marienfeld („Die Venus von Akakus“)
… Horst Saul betört seine Leser mit einem Wirbel von Lauten, Düften und Farben. Mit wenigen Strichen evoziert er Menschen, Landschaften und Stimmungen, die er mit den Mythen des Menschseins verknüpft … Die Sprache pendelt zwischen Rausch und Askese, irritiert manchmal, erzeugt den Wunsch nach Erkenntnis, versucht, die Diskrepanz zwischen Vorstellung und Wirklichkeit zu reduzieren. Sie ist eine Schule des Empfindens, sie zeigt einen begehbaren Weg zwischen Natur und Kunst, Leben und Tod. Sylvie Tyralla-Noel („Bemalte Einsamkeit“)
… überrascht Horst Saul mit dem Versuch einer Grenzerkundung zwischen Alltag, Ewigkeit und dem Nichts. Die Sehnsucht nach dem Unendlichen, aber auch Zweifel und Verzweiflung begleiten ihn, dessen Zellen, Blut und Knochen „im Feuerofen einer Sonne“ gebrannt wurden, auf dem Weg zu höherer Spiritualität … Noch leidenschaftlicher und suggestiver erklingt “Ende des Sommers“ … Wer ein solches Bekenntnis zum Eros wagt, wird nicht altern. Denn der Rosenliebhaber Horst Saul verschenkt, aber verschwendet nicht, wie die alten Rosen in seinem Garten, die gestundete Zeit … Francisca Ricinski-Marienfeld („Wenn die Stunden Schatten schreiben“)
… Die Poesie von Horst Saul ist orphischer Natur: Sie will den verborgenen Kern jedes Augenblicks öffnen, ihn mit seinem Duft, Klang, Licht, Spiellust, Engelsflügeln, mit der Vorahnung, die ihn verhüllt und ihn als unwiederholbar verzeichnet, festhalten. Saul bleibt ein Ewigverliebter in das zerbrechliche, der Vergänglichkeit gestohlene Jetzt. In Sauls Lyrik gefällt die Schlichtheit der Aussage neben der Suggestionskraft des Wortes … Cristian Livescu („In die Fänge der hungrigen See“)
… Die Substanz und die lyrische Durchdringung der irdischen Welt, in der das Schicksal seine Schritte leitet, besonders der spirituellen Welt, wo Ithaka in der Dämmerung leuchtet, zeichnen ihn auch als einen orphischen Dichter. … Die Geburt von Aphrodite aus dem Schaum unter dem geheimnisvollen Siegel der Liebe markiert sein Schicksal – Tag und Nacht im Dienste der Göttin … Cassian Maria Spiridon in „Als sei ein Anderes da“