flüchtige monde von Yevgeniy Breyger | Gedichte | ISBN 9783937445786

flüchtige monde

Gedichte

von Yevgeniy Breyger, illustriert von Andreas Töpfer
Buchcover flüchtige monde | Yevgeniy Breyger | EAN 9783937445786 | ISBN 3-937445-78-1 | ISBN 978-3-937445-78-6
„Hier ist einer mit allen rhythmischen Wassern gewaschen. Er kennt die Zahl. Fast wirken die Texte wie eine kabbalistische Beschwörung. Mystik, die sich ins Absurde wendet, aus dem Absurden aber auch wieder heraus. Zuweilen erinnert das an automatisches Schreiben. Als hätte Breyger die Souveränität ganz an die Sprache abgegeben, als setzte er sich ihr aus, ihren Feinheiten, ihren Konnotationen, auch dem Schweren, das sie birgt. Breygers Verssprache ist Fluss und Sediment zugleich. Was sich hier ablagert, wird aufgewühlt, sodass der fließende Rhythmus das Feste nicht bildet, aber darstellt.“ – Jan Kuhlbrodt, Ostragehege

flüchtige monde

Gedichte

von Yevgeniy Breyger, illustriert von Andreas Töpfer
Wenn ein Körper sich der Mondkraft unterwirft, erfährt er sie scheinbar nie ganz, sondern als zwei aufgespaltene, entgegengesetzte Teilkräfte – die banalen, keiner Hermeneutik bedürfenden Kräfte von Anziehung und Abstoßung. Welcher Abstraktion bedarf also der Blick auf ein offen daliegendes Wattenmeer bei Ebbe, um in ihm zugleich den gefluteten Sand zu erkennen? Keiner. Viel mehr noch, es ist kaum möglich, sich das zum Mond fliehende Wasser als eine einzige gerichtete Bewegung zu denken, die aufgrund von Perspektiven (Stellung des Mondes zur Erde) zweigeteilt erscheint. Ich kann den Meereskörper auf die humane Form, den menschlichen Körper, übertragen, sie unterwerfen sich beide der Mondkraft. Aus diesen Körpern erwächst deren abstrakte Form, der Gedichtkörper, der sich aus beiden Formen zu speisen versteht. Nennen wir sie Fleisch & Skelett. Der grausame Mond hinterlässt bei Ebbe das nackte Skelett der Dinge, das sich der Interpretation entzieht, macht sie verständlich und begehbar. Der liebe Mond befüllt die nackten Knochen mit Fleisch und formt sie zum multidimensionalen Individuum, nicht selbsterklärend, nicht ohne Einsatz begreifbar. Fleisch & Skelett als Zeilen, die wie unausgeglichene Gegengewichte im Gedicht umherpendeln, magnetisch aufeinander einwirken und ein Mobile hervorbringen – das multilaterale, pulsierende Gedicht, dessen Verweise in alle Himmelsrichtungen deuten, aber im Innern auf einen gemeinsamen Fluchtpunkt hinauslaufen. – Yevgeniy Breyger