Rote Brause Bezirk Neubrandenburg von Benno Bartocha | Der Bezirk Neubrandenburg 1970-1990, Band 11 der Edition Rote Brause | ISBN 9783940101679

Rote Brause Bezirk Neubrandenburg

Der Bezirk Neubrandenburg 1970-1990, Band 11 der Edition Rote Brause

von Benno Bartocha
Buchcover Rote Brause Bezirk Neubrandenburg | Benno Bartocha | EAN 9783940101679 | ISBN 3-940101-67-2 | ISBN 978-3-940101-67-9

Rote Brause Bezirk Neubrandenburg

Der Bezirk Neubrandenburg 1970-1990, Band 11 der Edition Rote Brause

von Benno Bartocha
„Land der 800 Seen, umgeben von Tannen und Kiefern, weit erstrecken sich Felder, Wiesen und Weiden, vereinzelt recken sich in den Städten Fabrikschlote in den Himmel…“ so wurde der Bezirk Neubrandenburg seinerzeit charakterisiert.
Er entstand 1952 in der Folge der größten Verwaltungsreform in der damaligen DDR, als die alte Länderstruktur - wie sie sich heute wieder darstellt - zerschlagen und 15 Bezirke (einschließlich Berlin-Ost) geschaffen wurden. Dabei erdachte man den Bezirk Neubrandenburg relativ willkürlich, man könnte fast sagen, am Reißbrett. Ohne größere Traditionen, wie sie beispielsweise Dresden oder auch Schwerin aufweisen konnten, war der Bezirk ein künstlich geschaffenes Gebilde, in dem - wie Spötter damals sagten - die rückständigsten, am wenigsten entwickelten Landesteile von Mecklenburg, Brandenburg und der Uckermark gebündelt wurden. Außer Großraumlandwirtschaft und einer allerdings wunderschönen, noch weitgehend unberührten Natur hatte der Bezirk bei seiner Geburt kaum etwas aufzuweisen, das ihn eine anspruchsvolle, bedeutende Rolle unter den 15 Bezirken hätte spielen lassen können.
So war er nun ins Leben gerufen: Mit rund 11 000 Quadratkilometern flächenmäßig der drittgrößte Bezirk der DDR, wies er mit nur rund 620 000 Einwohnern, d. h. mit 57 Einwohnern je Quadratkilometer, jedoch die geringste Bevölkerungsdichte auf. Was sich zwangsläufig negativ auf die Wirtschaftlichkeit sowie die Versorgung und Betreuung der Menschen besonders in den dünn besiedelten Landstrichen auswirkte.
Zunächst wurde noch ein heftiger Streit um die Wahl der Bezirksstadt geführt. Die Neustrelitzer kämpften leidenschaftlich um den Verwaltungssitz in ihren Mauern. Dabei führten sie vor allem zwei Gründe ins Feld: Zum einen die historische Tradition, da Neustrelitz ja schon zu großherzoglichen Zeiten Amtssitz war. Zum anderen die ganz praktische Erwägung, dass Neustrelitz im Gegensatz zu Neubrandenburg im Zweiten Weltkrieg nahezu unzerstört geblieben war. Beides ließ man jedoch nicht gelten. Die „großherzogliche Tradition“ war der DDR ohnehin suspekt. Und da Neubrandenburg laut einem zentralen Beschluss auf der Liste jener Städte stand, deren schwer zerstörte Zentren wiederaufgebaut werden sollten, hatte die Stadt gegenüber Neustrelitz auch die größere Perspektive. Außerdem hätte Neustrelitz, nur elf Kilometer von der Grenze zum Bezirk Potsdam entfernt, eher am Rande des Bezirkes gelegen, während Neubrandenburg mehr die geografische Mitte darstellte.
So konstituierte sich dann der Bezirk Neubrandenburg - mit der Bezirksstadt Neubrandenburg, dem Landkreis Neubrandenburg rings um sie herum sowie weiteren 13 Kreisen: Altentreptow, Anklam, Demmin, Malchin, Neustrelitz, Pasewalk, Prenzlau (heute Land Brandenburg), Röbel, Strasburg, Templin (heute ebenfalls zu Brandenburg gehörend), Teterow, Ueckermünde und Waren.
Von Anfang an wurde alles daran gesetzt, mit den Pfunden zu wuchern, die der Bezirk hatte: vor allem mit der Natur, die schon damals zum Ferien- und Urlauberbezirk prädestinierte; mit der Landwirtschaft, die immer intensiver entwickelt wurde; mit der Forstwirtschaft, der Nahrungsgüterwirtschaft und mit dem wie überall kostbarsten Gut - den hier lebenden Menschen.
Es galt, jeden Kreis von seinen natürlichen Gegebenheiten her zu entwickeln. Die wichtigsten Urlauberkreise waren Neustrelitz, Waren, Röbel, Templin und Ueckermünde. In Demmin, Strasburg, Altentreptow, aber auch in fast allen anderen Kreisen dominierte die Land- und Nahrungsgüterwirtschaft. Prenzlau wurde zudem bekannt durch das Armaturenwerk, Anklam entwickelte die Möbelwerke, um nur einige Beispiel für die Ansiedlung von Industrie zu nennen.
In diesem Band findet der aufmerksame Leser und Betrachter für all das viele beeindruckende Beispiele. 20 Jahre einer nun vergangenen Zeit werden anschaulich und überzeugend dargestellt, so manches Erinnernswerte dem Vergessen entrissen. Daher danke ich von Herzen dem Autor und dem Friedländer Steffen-Verlag für dieses Buch, das viele in diesem Landstrich Lebende, aber auch sicher manchen Mitbürger von außerhalb der Grenzen des früheren Bezirks Neubrandenburg interessieren dürfte.
In mir, die ich fast 30 Jahre lang diesen Bezirk an führender Stelle mit prägen durfte, steigen viele Erinnerungen an schwere, aber auch schöne Zeiten auf, und ich wünsche dem liebevoll gestalteten Band viele vorurteilsfreie, freundlich interessierte Betrachter!
Gisela Queck - Stellvertreter des Vorsitzenden und Mitglied des Rates des Bezirkes Neubrandenburg 1963 - 1990