Influence of Disc Herniation on the Mechanical Behaviour of the Lumbar Intervertebral Disc von Marzieh Azarnoosh | ISBN 9783941704992

Influence of Disc Herniation on the Mechanical Behaviour of the Lumbar Intervertebral Disc

von Marzieh Azarnoosh, herausgegeben von Bernd Univ.-Prof. Dr.-Ing. Markert
Buchcover Influence of Disc Herniation on the Mechanical Behaviour of the Lumbar Intervertebral Disc | Marzieh Azarnoosh | EAN 9783941704992 | ISBN 3-941704-99-0 | ISBN 978-3-941704-99-2

Influence of Disc Herniation on the Mechanical Behaviour of the Lumbar Intervertebral Disc

von Marzieh Azarnoosh, herausgegeben von Bernd Univ.-Prof. Dr.-Ing. Markert
Die Bandscheibe von Wirbeltieren (engl. intervertebral discs, kurz: IVDs) stellt ein
knorpeliges und zugleich gelenkiges Strukturelement dar, welches Flexibilität, Übertragung, Veränderung und auch Verteilung von Kräften realisiert. Kommt es in einer
Bandscheibe zu einer Degeneration, so kommt es typischer Weise auch zu einem voranschreitenden Höhenverlust, begleitet von einer radialen Ausbauchung der Bandscheibe.
Hierdurch verkürzt sich die gesamte Wirbelsäule, versteift als Ganzes und wird in
Folge dessen weniger beweglich. In den letzten Jahrzehnten hat sich mehr und mehr
die Ansicht durchgesetzt, dass es einer zielgerichteten Strategie im Bereich des Tissue
Engineering bedarf, welche auf Basis der biologischen Ursachen der BandscheibenDegeneration sowohl auf eine Schmerzlinderung, wie auch auf einer Wiederherstellung
der Wirbelsäulen-Funktion abzielt. Eine IVD setzt sich aus zwei Hauptstrukturen zusammen: Der Annulus Fibrosus (AF), sowie der Nucleus Pulposus (NP). Im Zusammenspiel
leiten diese beiden Elemente Spannungen und Gewicht (die wirkenden Belastungen) von
einem Rückenwirbel zum Nächsten und erlauben somit die Bewegung der Wirbelsäule,
vergleichbar mit der eines langen flexiblen Gelenkes.
Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es in der IVD aufgrund einer degenerierten AF
zu einem Austreten des weichen gel-artigen Kerns (NP) aus dem zerreißenden äußeren
Faser-Ring (AF) heraus. Aufgrund eines Bandscheibenvorfalls der Lendenwirbel kann es
zu einem Druck auf die Nerven der Wirbelsäule kommen, was wiederum meist mit äußert
starken Schmerzen verbunden ist. Die Herausforderung besteht darin, genau jene Werkstoffe zu entwickeln, welche das mechanische Verhalten von Knorpel entsprechend einer
nativen Bandscheibe nachzubilden. Dabei spielt das Design des experimentellen Versuchsaufbaus eine Schlüsselrolle. Gleichwohl führt die begrenzte Verfügbarkeit an frischen
(also unmittelbar entnommenen) IVDs zu der Notwendigkeit, für die biomechanischen
Untersuchungen auf zuvor eingefrorene und für den Versuch wieder aufgetaute Proben
zurückzugreifen. Mehrere Autoren haben die mechanischen Eigenschaften aufgetauter
IVDs beschrieben, allerdings wurde nur von Wenigen auf die Einflüsse den Lagerbedingungen wie Gefriertemperatur sowie Abkühl- und Auftaugeschwindigkeit eingegangen.
Im Rahmen dieser Arbeit wird ein spezialisierter IVD Bioreaktor verwendet, welcher
auf experimentellem Wege das biomechanische Verhalten von Bandscheiben abbildet
und zudem die Untersuchung von Bandscheibenschädigungen bzw. die Entstehung von
Bandscheibenvorfällen erlaubt.
Die in dieser Studie verwendeten Proben wurden von sechs Monate alten Schweinen
entnommen. Zunächst wurden Langzeitversuche mit mono-axialer Kompressionsbelastung durchgeführt. Danach wurde die experimentell ermittelten Rohdaten unter
Berücksichtigung der unterschiedlichen Form und Größe normiert. Anschließend wurden
die Ergebnisse aus den frischen bzw. den zuvor eingefrorenen IVDs verglichen, wobei
unterschiedliche Gefriertemperaturen sowie Abkühl- und Auftaugeschwindigkeiten verVII
wendet wurden. Unter Anwendung einer Varianzanalyse (ANOVA) wird die statistische
Signifikanz der ermittelten Ergebnisse bestimmt.
Um das biomechanische Verhalten von IVDs zu beschreiben, wird ein visco-hyperelastisches
Material-Modell getestet. Daraufhin wird das neue numerische Simulation-Modell weiterentwickelt, um die grundlegenden Effekte, welche das Verhalten der IVD charakterisieren,
zu beschreiben. Wie für Multi-Phasen Materialien typisch, bestehen auch IVDs aus einer
festen wie auch aus einer flüssigen Phase. Aus diesem Grund konzentriert sich das Modell
hauptsächlich auf die Entwicklung eines neuen anisotropen viskoelastischen Materials,
welches nicht nur das mechanische Verhalten des festen Anteils berücksichtigt, sondern
auch fluidabhängiges Verhalten und Porenfluss mitberücksichtigt. Hieran anschließend
wird ein pseudo-elastisches Schädigungsmodell herangezogen, um das anisotrope, mechanische Schädigungsverhalten von Bandscheiben zu charakterisieren. Daraufhin wird
das neue numerische Simulationsmodell weiterentwickelt, um die grundlegenden Effekte,
welche das Verhalten der IVD charakterisieren, zu beschreiben. Schlussendlich wird zum
einen ein Phasenfeld-Modell angewendet, um einen Bandscheibenvorfall darzustellen,
und zum anderen ein biphasisches schwellungs Modell, um das Reißen der AF bei
Anwendung pathologischer Belastungen nachzubilden. Abschließend werden die experimentellen Ergebnisse mit denen von numerischen Simulationen verglichen.