Auszug Band VI.: Die Würde des Menschen bestätigt nicht, dass dieser sich vor dem Forum der eigenen Vernunft ohne kritische Überlegungen sich bzw. seine Handlungen als gut beurteilen kann, sie zwingt ihn vielmehr zur ständigen Selbstkontrolle und Entlarvung seiner wahren Gesinnungen. „Man braucht auch eben kein Feind der Tugend, sondern nur ein kaltblütiger Beobachter zu sein, der den lebhaftesten Wunsch für das Gute nicht sofort für dessen Wirklichkeit hält, um (vornehm-lich mit zunehmenden Jahren und einer durch Erfahrung teils gewitzigsten, teil zum Beobachten geschärften Urteils-kraft) in gewissen Augenblicken zweifelhaft zu werden, ob auch wirklich in der Welt irgend eine wahre Tugend angetroffen werde“ Die Würde des Menschen bestätigt nicht, dass Verstand, Wissen und Intelligenz die letzte Auszeichnung des Menschen ausmachen. Das Erkennen bleibt vielmehr dem mundus sensibilis unterworfen und kann nicht zur wirklichen Schöpfungsordnung vorstoßen.